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Die intestinale Mikrobiota – Wichtiger Schlüssel zur Gesundheit

Auswirkungen des Geburtsmodus und weiterer Einflussfaktoren auf die frühkindliche Entwicklung

Die Zusammensetzung der Mikrobiota bei der Geburt kann als bedeutendes „Stellwerk“ für den Lebensstart bezeichnet werden. Die Grundlage für die mikrobielle Zusammensetzung wird am Anfang des Lebens durch die mütterlichen Vorbedingungen, die Schwangerschaftsdauer, den Geburtsmodus und begleitende (medikamentöse) Maßnahmen gelegt. Die Mikrobiota ist darüber hinaus einem ständigen Wandel unterworfen und wird von zahlreichen weiteren Faktoren beeinflusst, wie beispielsweise Ernährung, Stress und genetischer Ausstattung.

Einflussfaktoren auf die Mikrobiota

1. Die Mikrobiota des Säuglings wird entscheidend durch den Geburtsmodus bestimmt. Bei Sectio-Kindern spielt nicht nur die ausbleibende Aufnahme von Vaginalsekreten eine Rolle, sondern auch die begleitende Medikamentengabe und die veränderte Zusammensetzung des Kolostrums.

2. Sectio-Kinder haben im Vergleich zu vaginal entbundenen Neugeborenen eine veränderte Mikrobiota und eine verzögerte Besiedelung mit Keimen. Als Folgeerscheinung wird ein verstärktes Auftreten von verschiedenen Erkrankungen diskutiert. Dies gilt vor allem für Allergien, für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Übergewicht und zunehmend auch für neurologische Erkrankungen wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung).

Abb. 1: Modifiziert nach Moya-Pérez A et al. 2017

3. Positiv kann sich bei Kaiserschnitt-Kindern das sogenannte „Vaginal Seeding“ auswirken. Ein neuer Ansatz, den Säugling kurz nach der Geburt mit dem Vaginalsekret der Mutter zu „beimpfen“. Der routinemäßige Einsatz wird derzeit noch kontrovers in Fach- und Publikumskreisen diskutiert und noch nicht generell empfohlen.

4. Stillen sollte für die Ernährung des Säuglings nach wie vor als erste Wahl betrachtet werden. Die Muttermilch enthält neben den „klassischen“ Nährstoffen sowohl Prä- als auch Probiotika, die für die Keimbesiedelung des Dünn- und Dickdarms entscheidend sind.

5. Sollte Stillen nicht möglich sein, ist die Verwendung einer Säuglingsanfangsnahrung mit Pro und Präbiotika empfehlenswert. So kann die Zusammensetzung der Muttermilch im Hinblick auf Substanzen nachgeahmt werden, die für eine gesunde Mikrobiota nachweislich geeignet sind. Dies gilt insbesondere für Babys, die per Kaiserschnitt entbunden werden, da bei ihnen in der Regel ungünstigere Startbedingungen bzgl. der Keimbesiedlung vorliegen.

6. Der Säugling ist, was er „isst“ bzw. trinkt – dies gilt insbesondere für die Entwicklung der Mikrobiota, die eine wichtige Grundlage für das kurz- und langfristige gesundheitliche Wohlbefinden darstellt und als Spiegel der Ernährung bezeichnet werden kann.