Säuglingshaut – was wissen wir zu Prävention und Behandlung der atopischen Dermatitis?
Pflege bei Neurodermitis
mit Privatdozentin Dr. med. Christina Schnopp
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München
Wie sollte hochsensible und zu Neurodermitis neigende Haut gepflegt werden?
Besteht eine Neigung zu Neurodermitis, ist die Haut insgesamt trockener und sensibler gegenüber äußeren Einflüssen. Diese erhöhte Empfindlichkeit ist erblich bedingt und bleibt mehr oder weniger ausgeprägt lebenslang bestehen.
Durch Vermeidung von Irritationsfaktoren und regelmäßiges Eincremen, kann man die Hautbeschaffenheit jedoch verbessern und damit die Neigung zum Austrocknen und zu Entzündungen reduzieren.
In leichten Fällen einer Neurodermitis reicht 1- 2x tägliches Eincremen mit einer reinen Pflegecreme häufig aus, um die Krankheitssymptome gar nicht erst entstehen zu lassen. Eine gute Ergänzung sind Ölbäder, wobei nach dem Baden unbedingt wieder eingecremt werden sollte.
Was ist bei der Auswahl von Pflegeprodukten zu beachten?
Die Wahl eines Pflegeprodukts zur Behandlung der zu Neurodermitis neigenden Haut/ bei vorliegender Neurodermitis hängt von vielen Faktoren ab und muss individuell erfolgen.
Einer der wichtigsten Entscheidungsfaktoren ist der Hautzustand (ist die Haut sehr trocken, mäßig trocken oder schon entzündet?), auch das Alter des Kindes und die Jahreszeit spielen eine Rolle. Daneben sollten auch subjektive Einschätzungen wie Geruch, Verteilbarkeit des Produkts oder Einziehvermögen beachtet werden, denn die beste Pflegecreme nützt nichts, wenn sie nur widerwillig angewendet wird.
Können auch handelsübliche Produkte eingesetzt werden?
Bei vielen Patienten mit leichter Neurodermitis und bei zu Neurodermitis neigender Haut sind nicht unbedingt speziell für Neurodermitiker entwickelte Pflegeprodukte/ Apotheken-Produkte notwendig. Diese sind häufig sehr teuer und werden im Regelfall nicht von der Krankenkasse erstattet. Von daher sind geeignete handelsübliche Präparate vor allem unter Kostenaspekten interessant.
Die Verträglichkeit sollte dermatologisch bestätigt sein und es ist wichtig, darauf zu achten, dass keine Substanzen enthalten sind, die den Schutzmantel, den die oberste Hautschicht bildet (Barrierefunktion) schädigen.
In der Regel sind die Produkte, die sich für die sehr trockene Haut eignen etwas fetter und dickflüssiger als Produkte für die normale Haut.
Achtung: Lotionen mit geringem Fettanteil können die trockene Haut noch stärker austrocknen!
Idealerweise enthalten Pflegeprodukte keine Inhaltsstoffe, die häufig Allergien auslösen.
Bei Produkten, die hauptsächlich im Po-Bereich angewendet werden, wie Wundschutzcremes und Feucht-Tücher, zeigt die Erfahrung, dass das feucht-warme Milieu unter der Windel sich positiv auf die Haut auswirkt und kaum Irritationen durch die dort eingesetzten Pflegeprodukte auftreten.
Wie sieht die Behandlungsmethode bei einem Kind mit Neurodermitis aus?
Das regelmäßige Eincremen ist eine der wichtigsten Behandlungsmaßnahmen bei Kindern mit Neurodermitis.
Treten trotz konsequenter Basispflege entzündete Hautstellen auf, hilft eine lokale Behandlung mit modernen Cortisoncremes oder Calcineurininhibitoren, diese Entzündung zu unterdrücken und den daraus entstehenden Juckreiz zu mildern.
Da der Juckreiz automatisch dazu führt, dass diese Stellen aufgekratzt werden und sich dadurch noch mehr entzünden, sich Bakterien auf der Haut leichter vermehren können und das Ganze dadurch meist noch schlimmer wird, sollte mit dem Einsatz von antientzündlichen Cremes nicht zu lange gezögert werden.
Dafür sollte man dann bei gebessertem Hautzustand schnell wieder zur reinen Basispflege zurückkehren.
Manchmal helfen auch feuchte Verbände über der dick eingecremten Haut, den Juckreiz zu mildern und die Haut wieder geschmeidig zu machen.
Neben diesen äußerlichen Behandlungsmaßnahmen ist es natürlich sehr wichtig, individuelle Provokationsfaktoren, die Schübe auslösen können, zu identifizieren und nach Möglichkeit zu vermeiden. Dazu gehören:
- irritative Faktoren wie raue Kleidung oder Chlorwasser
- positiver und negativer Stress
- Infekte oder auch allergische Faktoren wie z.B. Hausstaubmilben oder Katzenhaare.
Einige dieser Auslöser lassen sich leicht vermeiden, andere jedoch nicht. Häufig bleibt es jedoch im Einzelfall auch unklar, was einen Schub ausgelöst hat.