WISSEN kompakt: Muttermilch, Mutterersatzmilchnahrungen, Säuglingsnahrungen, Funktionale Inhaltsstoffe u.v.m.
Säuglingsmilchnahrung im ersten Lebensjahr

Goldstandard Muttermilch
Muttermilch enthält alle wichtigen Makro- und Mikronährstoffe, die ein Säugling zum Wachsen und Gedeihen braucht. Darüber hinaus liefert sie wertvolle bioaktive Stoffe, die das noch unreife Immunsystem unterstützen. Daher ist Stillen das Beste für Säuglinge. Nach Möglichkeit wird eine ausschließliche Stilldauer von 4–6 Monaten empfohlen.1 Auch mit Einführung der Beikost und darüber hinaus kann so lange wie gewünscht gestillt werden.
Alternative: Säuglingsnahrungen (SN)
Wird ein Säugling aus den unterschiedlichsten Gründen nicht oder nicht ausschließlich gestillt, besteht Konsens, dass eine SN gegeben wird. Dabei dient Muttermilch als Referenz für die Entwicklung industriell hergestellter SN. Die Zusammensetzung ist gesetzlich auf europäischer Ebene geregelt.2 Der Gesetzgeber unterscheidet bei SN zwei Stufen:
- Anfangsnahrungen – können von Geburt an zur ausschließlichen Ernährung des Säuglings eingesetzt werden. Üblicherweise werden sie mit „Pre“ oder „1“ gekennzeichnet. Während Pre-Nahrungen als Kohlenhydrat ausschließlich Lactose enthalten, dürfen SN der Stufe 1 auch leicht verdauliche Stärke (max. 2g/100 ml2) zugesetzt werden. Diese macht die Nahrung etwas sämiger und kann auch von jungen Säuglingen ohne Probleme verdaut werden.
- Folgenahrungen – können begleitend zur Beikost nach dem 6. Monat (Stufe 2) bzw. ab dem 10. Monat (Stufe 3) im Rahmen einer gemischten Kost gegeben werden.
Folgenahrung ist optimal an den Nährstoffbedarf des älteren Säuglings angepasst. Vor allem die Gehalte von Eisen und Calcium liegen deutlich höher als in Anfangsnahrung. Darüber hinaus wird das Casein-Molke-Verhältnis des Milchproteins angepasst und unterstützt auf diese Weise eine bessere Sättigung. Folgenahrung enthält oftmals Stärke. Es gibt aber auch Produkte ohne Stärke auf dem Markt, z. B. die HiPP BIO COMBIOTIK® 2 stärkefrei. Im Energie- und Proteingehalt unterscheiden sich Anfangs- und Folgenahrungen nur minimal.
Funktionelle Inhaltsstoffe
Zusätzlich zu den verpflichtenden Nährstoffen enthalten viele SN funktionelle Inhaltsstoffe. Dazu zählt z. B. die langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäure (LCP) Arachidonsäure. Der Zusatz der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure hingegen ist sowohl für Anfangs- als auch Folgenahrungen gesetzlich verpflichtend. Die Zugabe dieser LCP wird von Wissenschaftlern empfohlen, da sie die kognitive Entwicklung sowie die Sehfunktionen unterstützen.3
Das Anreichern mit Prä- und Probiotika, wie sie zum Teil auch in Muttermilch enthalten sind, ist optional. Die Kombination aus Prä- und Probiotika wird als Synbiotik bezeichnet und dient der Unterstützung der Darmmikrobiota. Eine ausgeglichene Darmmikrobiota trägt dazu bei, das noch unreife Immunsystem des Säuglings zu unterstützen.
HiPP COMBIOTIK® bietet die einzigartige Kombination aus wertvollen Ballaststoffen Galactooligosaccharide (GOS) und dem ursprünglich aus Muttermilch isoliertem, probiotisch wirkenden L. fermentum. Diese Kombination wurde bereits in klinischen Studien untersucht und Nutzen sowie langfristige Sicherheit bewiesen. Neueste Studienergebnisse zeigen eine signifikante Reduktion der unteren Atemwegserkrankungen infolge der synbiotischen Wirkung und deren positive Effekte auf das Darmimmunsystem und die Darm-Lungen-Achse.4
Keine Experimente bei der Säuglingsernährung
Neben SN auf Basis von Kuhmilch werden auch solche basierend auf anderen Tiermilchen oder pflanzlichen Rohstoffen angeboten.5
Auf die Gabe reiner Kuhmilch als Getränk sollte im ersten Lebensjahr nach Möglichkeit verzichtet werden, da deren hoher Protein- als auch Mineralstoffgehalt, die noch unreifen Nieren belastet.
SN, die auf Ziegenmilchprotein basieren, sind aufgrund ähnlicher Proteinzusammensetzung nicht zur Prävention einer Kuhmilchproteinallergie (KMA) geeignet und sollten bei vorhandener KMA aufgrund von Kreuzreaktivität nicht gegeben werden.
Für Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko, die nicht oder nicht ausschließlich gestillt werden, sollte bis zur Einführung der Beikost geprüft werden, ob eine SN mit klinisch belegter Wirksamkeit zur Allergieprävention verfügbar ist. Hydrolysierte Anfangsnahrungen bleiben weiter eine Option.6,7
Literatur:
1 Abou-Dakn et al. Monatsschr Kinderheilkd 2025; 173 (Suppl 1): 69–93.
2 VO (EU) 2016/127, konsolidierte Fassung vom 11.10.2024.
3 Bührer et al. Monatsschr Kinderheilkd 2020; 168: 536–540.
4 Piloquet et al. Am J Clin Nutr 2024; 119 (5): 1259–1269.
5 ÖGKJ, DGKJ, SGP et al. Monatsschr Kinderheilkd 2023; 171: 822–828.
6 Halken et al. Pediatr Allergy Immunol. 2021; 32: 843–858.
7 ÖGKJ, DGKJ & Haiden. Monatsschr Kinderheilkd 2023; 171: 545–550.
Wichtiger Hinweis: Stillen ist die beste Ernährung für einen Säugling. Säuglingsanfangsnahrung sollte nur auf Rat von medizinischem Fachpersonal verwendet werden.