Das Verdauungssystem eines Säuglings ist noch unreif und muss sich erst an die Verdauungsarbeitgewöhnen. Veränderungen in Stuhlfarbe, -konsistenz oder -frequenz können ohne zugrundeliegende Erkrankungen vorkommen. Solange das Baby gedeiht und zunimmt, regelmäßig die Windel nass macht und keine Beschwerden hat, besteht kein Anlass zur Sorge. Trotzdem sind Eltern schnell verunsichert.1
Jeder Säugling ist einzigartig, und so ist auch der Stuhlgang individuell sehr unterschiedlich. Zudem wird er von der Nahrung beeinflusst, die das Baby bekommt.
Darmentleerung bei Säuglingen – ein nicht immer einfaches Geschäft!
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Stuhlgang beim Säugling – was ist normal?
Die Stuhlfarbe kann bei vollgestillten und flaschenernährten Säuglingen von hellgelb über grün bis braun variieren.² Die Farbe kann sich im Verlauf der Entwicklung und bei unterschiedlicher Fütterung immer wieder ändern. Eine Grünfärbung des Stuhles wird häufig bei Gabe einer HA-Nahrung aber auch bei Muttermilchernährung beobachtet. Das ist normal und kein Grund zur Besorgnis. Grund ist die schnelle Transitzeit durch den Darm aufgrund des aufgespaltenen Proteins, wodurch der grüne Gallenfarbstoff weniger ins Gelbliche und später Bräunliche abgebaut wird. Entfärbter Stuhl ist ein Warnsignal für einen Gallengangverschluss. Stuhlfarbkarten im Gelben Heft sind für Eltern ein Hilfsmittel zur Einschätzung, ob die Stuhlfarbe einer Abklärung durch die Kinderärztin bedarf.³ Die normale Bandbreite der Stuhlfrequenz ist sehr groß. Gestillte Kinder setzen zwischen 10-mal täglich und 1-mal in ein bis zwei Wochen Stuhl ab. Flaschenernährte Säuglinge entleeren seltener den Darm (1- bis 3-mal/ Tag).4
Die Stuhlkonsistenz ist bei gestillten Säuglingen meist flüssig bis breiig. Bei flaschenernährten Säuglingeneherbreiig. Säuglingsnahrungen mit Galactooligosacchariden (GOS) können zu weicheren Stühlen, ähnlich wie bei gestillten Babys, führen. 4
Verdauungsbeschwerden
Durchfall erkennt man an der plötzlichen Abnahme der Konsistenz und/oder einer Zunahme der individuellen Stuhlfrequenz (≥3-mal/24 h).4
Wenn ein Säugling weniger als zwei Stuhlentleerungen pro Woche mit hartem und vielleicht sogar schmerzhaftem Stuhlgang hat, spricht man von Verstopfung. Vollgestillte Säuglinge bilden eine Ausnahme, da sie auch nur 1-mal in 14 Tagen Stuhlgang haben können.5
Bei Durchfall oder länger anhaltender Verstopfung sollten Eltern ärztlichen Rat einholen.
Erschwerte Defäkation – Was tun?
Säuglinge haben in den ersten Lebensmonaten immer wieder Mühe beim Stuhlgang. Babygymnastik und den Säugling strampeln lassen, können etwas Bewegung in den Darm bringen und die Verdauung anregen. Auch sanftes Streicheln im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel wird als wohltuend empfunden. Bei flaschenernährten Säuglingen ist zu prüfen, ob die Dosierungsangaben bei der Milchzubereitung eingehalten werden. Zu stark konzentrierte Mahlzeiten können die Verdauungs- und Ausscheidungsorgane des Säuglings belasten. Manipulationen am Anus zur Provokation des Stuhlgangs (z. B. Fieber- thermometer einführen) sollten unbedingt unterlassen werden. Schwierigkeiten bei der Stuhlentleerung treten häufig aufgrund einer anfänglich funktionellen Störung der Darmkoordination auf. Manche Kinder weinen auch, bevor sie einen weichen Stuhl entleeren. Dies ist harmlos und wird als Dyschezie bezeichnet.6 Andauernde Probleme beim Stuhlgang sollten mit der Kinderärztin abgeklärt werden. In Absprache kann evtl. auf eine Comfort Spezialnahrung gewechselt werden. Diese wirkt verdauungsregulierend und stuhlauflockernd.
Nahrungsumstellung
Ein Nahrungswechsel, z. B. auf eine andere Säuglingsnahrung oder der Wechsel von Muttermilch auf Säuglingsnahrung, kann eine Veränderungen in der Stuhlfarbe, -konsistenz und -frequenz mit sich bringen oder auch vorübergehend zu Blähungen führen. Grund dafür ist, dass die Darmmikrobiota sich erst an die neue Nahrung gewöhnen muss. Hilfreich ist es fläschchenweise umzustellen, indem ein Fläschchen pro Tag mehr von der neuen Nahrung gegeben wird. Für die Gesundheit des Säuglings ist es wichtig die vorgeschriebene Dosierung einzuhalten und den in der Packung liegenden Messlöffel zu verwenden. Das Mischen von Pulver unterschiedlicher Nahrungen in einem Fläschchen kann die Bekömmlichkeit der Nahrung negativ beeinflussen.
Passende Beratungskarte
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Literatur:
1 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Stand: 02.06.2023 www.kindergesundheit-info.de (abgerufen am 06.11.2024).
2 Bekkali N et al. Infant Stool Form Scale: Development and Results. J Pediatr. 2009; 154(4): 521–526.
3 Söchting M. Gallengangverschluss erkennen: „Gelbes Heft“ jetzt mit Suhlfarbkarte. Arzt & Wirtschaft. Stand: 07.09.2023 www.arzt-wirtschaft.de (abgerufen am 28.11.2024).
4 Posovszky C. GPGE-Leitlinie: Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter (2024). www.awmf.org.
5 GPGE-Leitlinie: Funktionelle (nicht-organische) Obstipation und Stuhlinkontinenz im Kindes- und Jugendalter (2022). www.awmf.org.
6 Claßen M. Funktionelle gastrointestinale Störungen bei Säuglingen. Pädiatrie 2024; 36(3).
Wichtiger Hinweis: Stillen ist die beste Ernährung für einen Säugling. Säuglingsanfangsnahrung sollte nur auf Rat von medizinischem Fachpersonal verwendet werden.