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Sind unerfüllte Still-Erwartungen mit mütterlichen Depressionen verbunden?

Autor Dr. Jürgen Hower, Pädiater

Die meisten US-Frauen wollen stillen und beginnen auch mit dem Stillen. Viele Frauen stillen dann aber nicht so lange, wie sie sich vorgenommen haben. Nicht den eigenen pränatalen Erwartungen entsprochen zu haben, mag ein plausibler Grund für den zuvor beobachteten Zusammenhang zwischen Beendigung des Stillens und postpartaler Depression (PPD) sein. Diese Studie untersucht, ob die enttäuschten pränatalen Erwartungen, ausschließlich zu stillen, mit der PPD korreliert sind.

Die Infant Feeding Practices Study II (IFPSII) begleitete US Mütter, vor allem weiße Frauen mit höherer Bildung und Einkommen, von der Mitte der Schwangerschaft bis zu einem Jahr nach der Geburt. Depressive Symptome wurden mit der Edinburgh Postnatale Depression Scale (EPDS) 2 Monate nach der Geburt erfasst. Die Wahrscheinlichkeit einer PPD wurde in Abhängigkeit von den pränatalen Erwartungen auf das Stillverhalten untersucht, wobei demographische und postnatale Faktoren berücksichtigt wurden.

Ergebnis: Von den Studien-Teilnehmern wollten 1501 ausschließlich Stillen und wurden mit der EPDS getestet. Nach 2 Monaten war bei 39% der Frauen die pränatale Erwartung für ausschließliches Stillen erfüllt. Für 23% der Teilnehmerinnen war der Wert auf der EPDS-Skala 10 oder höher (10-12 = mäßige Wahrscheinlichkeit für eine Depression). Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von depressiven Symptomen war niedriger bei Frauen, bei denen sich die pränatalen Erwartungen für ausschließliches Stillen erfüllen im Vergleich zu denen, bei denen sie sich nicht erfüllt hatten. In einer Untergruppenanalyse zeigte sich kein Zusammenhang mit depressiven Symptomen bei Frauen mit niedrigem Einkommen oder denen, die die ohnehin beabsichtigten ihrem Baby die Brust und/ oder die Flasche zu geben.

Bei Frauen mit einem mittlerem und höherem Einkommen, die beabsichtigten ausschließlich zu stillen und die dieses Ziel auch erreichten, zeigten sich 2 Monate nach der Geburt weniger PPD Symptome als bei den Frauen, die dieses Ziel nicht erreichten. Verständnis und Unterstützung der Mütter kann dazu beitragen, ihre psychische Gesundheit zu verbessern.

Quelle: Gregory, EF et al. Are unmet breastfeeding expectations associated with maternal depressive symptoms? Acad Pediatr 2015 May-Jun, 15(3): 319-25.