05.2021
Autor Dr. J. Hower, Pädiater aus Mühlheim a.d. Ruhr
Am Am 20. Dezember 2020 initiierte Israel ein nationales Impfprogramm gegen COVID-19. Zu der priorisierten Gruppe zählten Mitarbeiter des Gesundheitswesens, von denen viele Frauen stillten. Trotz der Tatsache, dass die Impfstoffstudie diese Population nicht einschloss und keine anderen impfstoffbezogenen Sicherheitsdaten veröffentlicht worden waren, wurden stillende Frauen, die zu den Risikogruppen gehörten, ermutigt, sich mit der BioNTech-Vakzine gegen COVID-19 impfen zu lassen. Die Autoren haben untersucht, ob die mütterliche Immunisierung zur Sekretion von SARS-CoV-2-Antikörpern in die Muttermilch führt.
Methode: Die Autoren führten eine prospektive Kohortenstudie mit einer Zufallsstichprobe von entweder ausschließlich oder teilweise stillenden Frauen durch, die zu den Impfstoff-Risikozielgruppen gehörten und sich für eine Impfung entschieden hatten. Bei Studienbeginn wurden demografische Daten der Mütter und Säuglinge erhoben, gefolgt von wöchentlichen Fragebögen, die zeitlich an die Entnahme der Muttermilch gekoppelt waren und Informationen zum zwischenzeitlichen Wohlbefinden und zu impfstoffbedingten unerwünschten Ereignissen abfragten. Alle Teilnehmer erhielten 2 Dosen des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer im Abstand von 21 Tagen. Muttermilchproben wurden vor der Verabreichung des Impfstoffs und dann einmal wöchentlich für 6 Wochen gesammelt. Die Proben wurden bis zur Analyse eingefroren aufbewahrt. Die IgG- und IgA-Antikörper wurden in den jeweiligen gesammelten Milchproben bestimmt.
Ergebnisse: 84 Frauen schlossen die Studie ab und lieferten 504 Muttermilchproben. Die Frauen waren im Mittel 34 ± 4 Jahre, die Säuglinge 10,3 ± 7,3 Monate alt. Die mittleren Konzentrationen von Anti-SARS-CoV-2-spezifischen IgA-Antikörpern in der Muttermilch stiegen nach der Impfung schnell an. 2 Wochen nach der ersten Impfung wurden 61,8 % der Milchproben positiv auf IgA-Antikörper getestet. In der 4. Woche (nach der zweiten Impfung) stiegen die IgA-Antikörper auf 86,1 % an. Die mittleren Antikörper-Spiegel waren während der gesamten Nachbeobachtungszeit erhöht und in der 6. Woche bei 65,7 % der Proben positiv. Anti-SARS-CoV-2-spezifische IgG-Antikörper blieben in den ersten 3 Wochen niedrig und stiegen in der 4. Woche auf 91,7 % positiver Proben an, mit einem weiteren Anstieg auf 97 % in der 5. und 6. Woche.
Bei keiner Mutter und keinem Säugling traten während des Studienzeitraums schwerwiegende, unerwünschte Ereignisse auf. 47 Frauen (55,9 %) berichteten über impfstoffbedingte Nebenwirkungen nach der ersten und 52 (61,9 %) nach der zweiten Impfung, wobei lokale Schmerzen zu den häufigsten berichteten Beschwerden gehörten. 4 Säuglinge entwickelten während des Studienzeitraums 7, 12, 15 und 20 Tage nach der mütterlichen Impfung Fieber. Alle litten, mit einer Ausnahme, unter einer Infektion der oberen Atemwege mit obstruktiven Bronchitiden, die ohne Behandlung abklangen. Ein Säugling musste aufgrund seines Alters wegen Fieber im Neugeborenenalter stationär aufgenommen und bis zum Vorliegen der Kulturergebnisse mit Antibiotika behandelt werden. Es wurden keine weiteren unerwünschten Ereignisse berichtet.