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Neonatales Virom: Muttermilch schützt vor pathogenen Viren

05.2020
Autor Dr. rer. nat Markus Brüngel

Dass die Besiedlung des Säuglingsdarms mit Bakterien nach der Geburt schrittweise von statten geht und sich recht schnell ein Mikrobiom im Darm etabliert, ist inzwischen gut bekannt. Forscher berichten nun in dem renommierten Fachmagazin „Nature“, dass dieses Prinzip auch auf die Besiedlung durch Viren zutrifft [1]. Die Art der Ernährung hat zudem einen entscheidenden Einfluss auf dieses Virom: Muttermilch sorgt dafür, dass im Darm des Säuglings weniger pathogene Viren vorkommen. Diese Ergebnisse bestätigen einmal mehr, dass Muttermilch einen wichtigen Schutzfaktor vor frühkindlichen Infektionen darstellt!

Für ihre Untersuchungen analysierten die Forscher Stuhlproben von Neugeborenen im Alter von 0 bis 4 Tagen nach der Geburt und dann erneut einen Monat sowie vier Monate später. In den ersten vier Tagen nach der Geburt war der Darm der Säuglinge noch virenfrei. Einen Monat nach der Geburt fanden sie neben einigen Bakterien auch erste Viren in den Stuhlproben - und zwar sogenannte Bakteriophagen: So werden solche Viren bezeichnet, die sich auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert haben. Im Alter von 4 Monaten zeigten sich im Säuglingsdarm eine Vielzahl von Viren und zwar auch solche, die in der Lage sind den Menschen zu infizieren und z.B. Infekte der Atemwege oder des Magen-Darm-Traktes auslösen können.

Die Forscher prüften verschiedene Einflussfaktoren auf die Besiedlung und fanden dabei heraus, dass gestillte Säuglinge weniger pathogene Viren in ihrem Darm enthielten, als Flaschen-ernährte Säuglinge (9% vs. 30%). Bei einer genaueren Betrachtung des bakteriellen Mikrobioms fiel auf, dass die Anzahl der nützlichen Darmbakterien (insbesondere Laktobazillen sowie Bifidobakterien) bei gestillten Kindern deutlich höher war. Diese werden als essentiell für eine gesunde Darmflora angesehen und nehmen einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems und damit der Infektanfälligkeit der Kinder.

Fazit:
Die Studie belegt, dass auch die Virusbesiedlung – wie die Bakterienbesiedlung - des Darms von Säuglingen schrittweise erfolgt. Beide Komponenten sind vermutlich für die Entwicklung des Immunsystems von Bedeutung. Zunächst erscheinen Bakteriophagen, welche die ersten Bakterien infizieren. Später kommen Viren hinzu, die sich in menschlichen Zellen vermehren. Diese zweite Phase wird durch Stillen positiv beeinflusst. Damit untermauert diese Untersuchung die seit Jahren festgestellte reduzierte Infektanfälligkeit von gestillten Säuglingen.

Ebenso stellt die Studie wieder einmal die Bedeutung der Laktobazillen und Bifiduskeime für den neonatalen Darm fest und ihre positive Beeinflussung durch das Stillen.

Nicht gestillte Säuglinge haben üblicherweise eine ungünstiger zusammengesetzte Darmmikrobiota. Es ist allerdings möglich, diese mit einer entsprechend angereicherten Säuglingsnahrung positiv zu beeinflussen. Die Kombination von Lactobacillus fermentum und GOS (enthalten in HiPP COMBIOTIK®) bewirkte eine signifikante Zunahme von Laktobazillen (+78%) sowie Bifiduskeimen (+70%) im Vergleich zu einer Nahrung, die nur GOS enthielt [2].

Referenzen:
1. Liang, G., Zhao, C., Zhang, H. et al. The stepwise assembly of the neonatal virome is modulated by breastfeeding. Nature (2020). doi.org/10.1038/s41586-020-2192-1
2. Maldonado J, Cañabate F, Sempere L et al. Human milk probiotic Lactobacillus fermentum CECT5716 reduces the incidence of gastrointestinal and upper respiratory tract infections in infants. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2012 Jan;54(1):55-61. doi: 10.1097/MPG.0b013e3182333f18