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Adipositas: Die pro-inflammatorischen Eigenschaften der Muttermilch adipöser Mütter

04.2017
Autor Dr. J. Hower, Pädiater

Eine abnorme metabolische Umgebung in der Schwangerschaft und im frühen Säuglingsalter kann möglicherweise das metabolische Risiko für den Rest des Lebens beeinflussen. Der primäre Treiber der kindlichen Entwicklung in der Schwangerschaft sowie im Säuglings- und späteren Alter ist die Art und die Menge der zugeführten Nahrung mit ihren Mikronährstoffen. Der mütterliche Ernährungsstatus beeinflusst die Zusammensetzung der Muttermilch. Mütterliches Untergewicht scheint zu einem Mangel an Makro- und Mikronährstoffen im Serum und in der Brustmilch zu führen. Auf der anderen Seite konnte gezeigt werden, dass Übergewicht zu einem Mangel an antioxidativen Mikronährstoffen im mütterlichen Serum führt.

Studiendesign: Da über den Einfluss von mütterlichem Übergewicht auf die Zusammensetzung der Muttermilch kaum Daten vorliegen, haben die Autoren die Milch von 21 schlanken (BMI 18-25 kg/ m2)  und 21 adipösen Frauen (BMI ≥ 30) verglichen. Die Brustmilch und die Nahrungsaufnahme wurden 2  Monate nach der Geburt analysiert. Wachstum und Gewicht des Kindes wurden nach der Geburt und im Alter von 2 Monaten erfasst.

Studienergebnisse: Die Brustmilch von adipösen Müttern wies ein höheres Omega-6-/Omega-3-Fettsäureverhältnis auf. Die Konzentrationen von Vitamin D (-38 %), Lutein (-50 %), Zeaxanthin (-37 %), Cryptoxanthin (-76 %), α -Carotin (-67 %) und ß-Karotin (-74 %) waren im Vergleich zu schlanken Müttern vermindert. Der Gehalt an Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure, Docosapentaensäure und Lutein korrelierte mit dem mütterlichen Body-Mass-Index. Die Konzentration an gesättigten und einfach ungesättigten Fettsäuren war positiv mit dem mütterlichen diätetischen pro-inflammatorischen Status (gemessen als diätetischer Entzündungsindex) verbunden. Im Wachstum unterschieden sich die Säuglinge nicht voneinander.

Fazit: Der mütterliche Ernährungsstatus beeinflusst die Qualität der Muttermilch, die bei adipösen Müttern im Vergleich zu schlanken Mütter ein verändertes Profil an Mikronährstoffen und Fettsäuren aufweist.

Referenz: Panagos, PG et al. Breastmilk from obese mothers has pro-inflammatory properties and decreased neuroprotective factors. J Perinatol 2016 April; 36(4): 284-290

Kommentar: Die westliche Diät ist mit einem allgemein hohen Omega-6-/Omega-3-Quotienten verbunden, die Entzündungen und damit verbundene akute und chronische Erkrankungen fördert. Im Gegensatz hierzu vermindert die mediterrane Diät mit ihrem höheren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren die pro-inflammatorischen Eigenschaften.

Die Adipositas ist mit einem schlechteren Ernährungsverhalten und mit einem intrinsischen pro-inflammatorischen Status verbunden.

Der Zusammenhang zwischen Adipositas und mütterlichem Ernährungsstatus und Ernährungsverhalten spiegelt sich in der Zusammensetzung der Brustmilch wider, wie die Autoren mit ihrer Studie zeigen konnten.

Welche Bedeutung diese Einflüsse der Muttermilch für das kindliche metabolische Risiko und die weitere kindliche Entwicklung besitzen, war bisher unklar. Folgende Studien weisen ebenso auf die metabolische Bedeutung der Brustmilch-Zusammensetzung hin.

  • Fields und Demerath haben zum ersten Mal gezeigt, dass die Konzentration der Brustmilch an Insulin, Glucose, IL-6, TNF-α und Leptin die Entwicklung der Körperzusammensetzung beeinflusst.
  • Pedersen et al. haben eine inverse Beziehung zwischen Muttermilch-DHA-Gehalt und der Körperfettmasse nachweisen können.

Es ist möglich, dass die Muttermilch-Fütterung adipöser Mütter mit einem pro-inflammatorischen Profil bei den Kindern zu einer Prägung führt, die im späteren Leben zur metabolischen Regulationsstörung beiträgt. Dies sollte durch weitere Studien untersucht werden.

Referenzen:
Panagos, PG et al. Breastmilk from obese mothers has pro-inflammatory properties and decreased neuroprotective factors. J Perinatol 2016 April; 36(4): 284-290
Plagemann, A et al. Long-term impact of neonatal breast-feeding on body weight and glucose tolerance in children of diabetic mothers. Diabetes care 2002 Jan; 25(1): 16-22
Fields, DA, Demerath, EW. Relationship of insulin, glucose, leptin, IL-6 and TNF-α in human breast milk with infant growth and body composition. Pediatr Obes 2012 Aug; 7(4): 304-312
Pedersen, L et al. Polyunsaturated fatty acid content of mother’s milk is associated with childhood body composition. Pediatr Res 2012 Dec; 72(6): 631-636