05.2018
Autor Dr. J. Hower, Pädiater
Muttermilch, darin sind sich alle Experten einig, ist die bevorzugte Nahrung für das menschliche Neugeborene. Die unbestreitbaren Vorteile sind vielfältig und umfassen psychologische, praktische, ökonomische, ökologische und ernährungsphysiologische Vorteile. Die Frage, ob Muttermilch immer perfekt ist, mag für manche Leser deshalb als Provokation interpretiert werden.
Ernährung der Mutter & Nährstoffe in ihrer Muttermilch
Muttermilch ist das Ergebnis unterschiedlicher Nahrungsressourcen und Ernährungsentscheidungen, die bis in die Zeit vor der Konzeption hineinreichen. Ihre Zusammensetzung ist das Ergebnis mütterlichen Ernährungsgewohnheiten, die mit ihrem Nährwertprofil die Gesundheit der Neugeborenen und der gestillten Säuglinge beeinflussen.
Während Muttermilch sehr nahrhaft ist und wichtige immunologische und Wachstumsfaktoren enthält, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass Muttermilch nicht immer einen perfekten Gehalt an Mikro- und Makronährstoffen aufweist.
Die Zusammensetzung der Muttermilch hängt in hohem Maße von der mütterlichen Ernährung ab und kann deshalb einige Nährstoffe Mängel aufweisen. Dies gilt nicht nur für ressourcenarme, sondern auch für Industrieländer.
- Die Muttermilch von Frauen, die in entwickelten Ländern leben, weisen vor allem Defizite an Vitamin D, Jod, Eisen und Vitamin K auf, die häufig supplementiert werden müssen.
- Weitere Nährstoffdefizite in der Muttermilch wurden in ressourcenarmen Ländern für Vitamin A, Vitamin B12, Zink und Vitamin B1 dokumentiert.
Die Studienautorin fragt sich angesichts dieser Ergebnisse, ob man die Muttermilch nicht besser als "bedingt perfekt" bezeichnen sollte. Die Korrektur dieses Eindrucks, dass Muttermilch ein automatisch umfassend angereichertes, perfektes Produkt für die Säuglingsernährung ist, würde Frauen, die planen schwanger zu werden und zu stillen, ermutigen, sich auf die Verbesserung der Ernährung zu konzentrieren, um damit den Nährstoffwert für die embryonale und fetale Entwicklung und der zukünftigen Brustmilch zu optimieren.
In den wohlhabenderen Ländern können eine einseitige mütterliche Ernährung (vegetarisch, vegan) oder allgemeine mütterliche Essstörungen wie eine Anorexia nervosa oder eine Bulimie zu einer unzureichenden Nahrungsaufnahme und mit mangelnder Verfügbarkeit von Mikro- und Makronährstoffen in der Brustmilch führen.
Trotz einer Vielzahl von Ernährungsempfehlungen wird der Bedarf an Mikro- und Makronährstoffen in der Schwangerschaft häufig nicht gedeckt. Ihre Kontrolle gehört nicht zur Vorsorge-Routine und die Aufnahmeempfehlungen werden nicht nach Schwangerschaftsalter differenziert. Die Arbeitsgruppe von Baker schließt aus ihren Untersuchungen, dass 20-30% aller Schwangeren unter einem Vitamin Mangel leiden.
Die Kontrolle der Aufnahme von Mikro- und Makronährstoffe während der Schwangerschaft oder später die Kontrolle der Zusammensetzung der Brustmilch, mag deshalb von Interesse sein.
Mikro- und Makronährstoffe
Nach Schwangerschaft und Geburt bietet sich die Muttermilch als optimale, an die physiologischen Bedürfnisse des Neugeborenen angepasste Nahrung an. Der Gehalt an Mikro- und Makronährstoffen der Brustmilch ist nicht konstant, verändert sich in seiner Zusammensetzung mit dem Alter des Säuglings und hängt auch von der mütterlichen Ernährung ab.
- Allgemein enthält Brustmilch wenig Eisen. Wegen der geringen Eisenspeicher muss Eisen bei Früh- und Mangelgeborenen häufig supplementiert werden.
- Vitamin B12 kommt nur in geringen Konzentrationen in der Brustmilch von Müttern vor, besonders aber bei den Müttern, die wenig tierisches Eiweiß zu sich nehmen. Das gilt zum Beispiel für Mütter, die sich vegan ernähren, ohne ihre Diät über Supplemente zu ergänzen.
- Die Vitamin D-Konzentration der Brustmilch von Müttern, die täglich nur 400 IE Vitamin D zu sich nehmen und/oder sich wenig im Freien aufhalten, ist gering. Deshalb wird eine allgemeine Vitamin D-Prophylaxe für Säuglinge empfohlen.
- Der Brustmilch fehlt auch eine ausreichende Menge an Vitamin K. Säuglinge, die unter einem Vitamin K-Mangel leiden, besitzen ein erhöhtes Blutungsrisiko (hämorrhagische Erkrankung des Neugeborenen).
- Eine weitere Studie zeigt, dass bei Müttern mit Zinkmangel auch deren Milch einen Mangel an Zink aufwies.