02.2021
Autor Dr. J. Hower, Pädiater aus Mühlheim a.d. Ruhr
Die Förderung des Stillens ist eine einfache und effiziente Strategie zur Senkung der Morbidität und Mortalität bei Neugeborenen weltweit. Nicht immer reicht die von der Mutter produzierte Milchmenge für eine ausreichende Ernährung aus. Vor allem mütterlicher Stress beeinflusst den Stillerfolg. Mit ihrer Studie haben die Autoren (Düzgün u. Özer, 2020) mit einer Meta-Analyse den Einfluss entspannender Musik auf die Milchmenge stillender Mütter untersucht.
Hierzu führten sie eine Literaturrecherche im Web of Science, in Science Direct, PubMed, MEDLINE, Cochrane Library, CINAHL, Ovid und ProQuest zwischen Januar 1978 und März 2020 durch. Für den systematischen Review wurden nur randomisierte und kontrollierten Studien in die Auswertung übernommen
Von den 2.081 identifizierten Studien konnten nur 5 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 554 Teilnehmern in die Auswertung übernommen werden. In 1-14 Sitzungen wurde zum Teil aktiv von den Müttern selbst musiziert (Singen) oder auch entspannende Musik zwischen 11-60 Minuten Dauer über Klangkörper abgespielt. Bei geringer Studien-Heterogenität konnte kein relevantes Publikationsbias nachgewiesen werden.
Ergebnis: Die Musikintervention trug insgesamt zu einer geringen Erhöhung der Mutter-milchmenge bei. Musik dient der mütterlichen Entspannung und scheint eine wirksame Intervention zur Steigerung der Milchmenge und zum Stillerfolg beizutragen.
Referenz:
Düzgün MV, Özer Z. The effects of music intervention on breast milk production in breastfeeding mothers: A systematic review and meta-analysis. J Adv Nurs 2020 Oct 10 [online ahead of print]
Kommentar: Für Säuglinge ist Brustmilch der natürliche Goldstandard der Ernährung. Stillen trägt nicht nur zur kindlichen, sondern auch zur mütterlichen Gesundheit bei und wird deshalb weltweit empfohlen. Angst und Stress sind wichtige Faktoren, die einen negativen Einfluss auf das Stillen ausüben, während Entspannung und Zufriedenheit den Stillerfolg begünstigen. Vor allem Mütter von Frühgeborenen bilden häufig nicht die für eine ausreichende Ernährung notwendigen Milchmengen. Stress, Müdigkeit und vor allem die stationäre Behandlung führen zu Störungen der Mutter-Kind Dyade und einem Rückgang der Brustmilchvolumina. Studien zeigen, dass Musik die Angst und den Stress bereits bei bettlägerigen Schwangeren reduziert. Keith et al. konnten an 162 Frühgeborenen-Müttern, deren Milch abgepumpt wurde, zeigen, dass Musik nicht nur die Milchmenge, sondern auch den Fettgehalt der Milch während der ersten 6 Studientage steigert. Diese Ergebnisse werden durch weitere Untersuchungen bestätigt.
Die aktuelle Meta-Analyse von Düzgün fasst die aktuellen Studienergebnisse randomisierter kontrollierter klinischer Studien zum Einfluss der Musik auf die mütterliche Stillmenge zusammen. Hebammen und Kinderärzte, die stillende Mütter beraten, sollten bei Stillproblemen an die Möglichkeit einer Musikintervention denken, um Müttern die Angst und den Stress zu nehmen und Ihnen damit doch noch zu einem Stillerfolg zu verhelfen.