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Zu wenig Vitamin D?

Autorin Manuela Pinter, MSc Midwifery & Freie Hebamme, MBCP-Lehrerin

Fachkreise diskutieren vor allem in den Wintermonaten immer wieder die Supplementierung von Vitamin D. Hierzu gibt es eine eindeutige Studienlage und entsprechende Stellungnahmen der Fachgesellschaften.

Studien der vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin D-Status während der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für Gestationsdiabetes, Präeklampsie und Infektionen (bakterielle Vaginosen). Die Versorgung über eine gesunde Ernährung zu gewährleisten ist nicht möglich.  Die körpereigene Synthese über die Haut stellt die wichtigste Quelle dar, diese reicht vor allem im nordeuropäischen Winter nicht aus.

Versorgung während der Schwangerschaft

Die Hauptversorgungsquelle für Vitamin D ist mit 90 Prozent die körpereigene Synthese in der Haut. Während der Schwangerschaft ist Vitamin D  für die korrekte Implantierung der Plazenta und das Aufrechterhalten einer normalen Schwangerschaft von Bedeutung. Es unterstützt das fetale Wachstum, kontrolliert die Ausschüttung von plazentaren Hormonen und reduziert die Produktion von Entzündungsfaktoren, den proinflammatorischen Cytokinen. Für das Neugeborenen besteht ein erhöhtes Risiko einer unzureichenden Knochenmineralisation, Erkrankungen der oberen Luftwege sowie ein Diabestes mellitus im späteren Leben (Shin et al. 2010; Bodnar et al. 2009; Dror et al. 2012).

Definitionen

Die Konzentration von 25-Hydroxy Vitamin D (25 OH D) im Blut ist der zuverlässigste Parameter, um den Vitamin D Status einer Person eindeutig zu erkennen (Hollis 2008).

Verschiedenen Fachgesellschaften beurteilen den 25 OH D Status (nmol/L) unterschiedlich.

Die DGE (Dt. Fachgesellschaft für Ernährung) beurteilt einen Mangel bei < 30 nmol/L. Ausreichend wäre ein Wert > 50.

Die DGKJ (Fachgesellschaft für Kinder und Jugendmedizin) beurteilt 75 nmol/L als optimale Versorgung; ein Wert unter < 50 begünstigt die Demineralisierung des Knochens und stellt damit ein Risiko bei Knochenbrüchen und Stürzen dar.

In einer Studie mit 261 Schwangeren konnte gezeigt werden, dass 98 Prozent der Schwangeren und 94 Prozent der Neugeborenen in den Wintermonaten einen Vitamin D-Status aufwiesen, der unterhalb der von der DGE empfohlenen Versorgung lag (Würtz et al. 2013).

Zufuhrempfehlungen für Fachleute

Viele Studien belegen mittlerweile, dass häufig während des gesamten Jahres ein Großteil der Bevölkerung nur unzureichend nach den Kriterien der Fachgesellschaften mit Vitamin D versorgt ist.

Dies gilt insbesondere für schwangere Frauen.

Die Empfehlungen können jedoch schwer umgesetzt werden, da eine Versorgung mit Vitamin D über eine normale Ernährung nicht annähernd erreicht werden kann und eine ausreichende körpereigene Vitamin D-Synthese nicht selbst eingeschätzt werden kann.  Die Produktion in der Haut als wichtigste Vitamin D-Quelle ist aufgrund der geographischen Lage Deutschlands in den Wintermonaten Oktober bis März  nicht möglich (Zittermann 2010).

Aufgrund der neueren Erkenntnisse hat die DGE die Zufuhrempfehlungen für Schwangere und stillende Mütter von 200 IE auf 800 IE erhöht (D-A-CH 2012).

Alternativ wird für eine eigene ausreichende Vitamin D-Synthese der Haut der tägliche Aufenthalt in der Sonne von 5 bis 25 Minuten empfohlen.

In der Hebammenpraxis

Diese Empfehlungen sollten auch von Hebammen, die in der Schwangerenvorsorge tätig sind, berücksichtigt werden. Mit der Einnahme eines Vitamin D-Supplements und der regelmäßigen Kontrolle des 25 OH D-Wertes im Blut kann dem sehr einfach nachgekommen werden. Die ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist maßgeblich an den physiologischen Abläufen der Schwangerschaft beteiligt und dient der Gesundheit von Mutter und Kind. Die Frauen sollten zudem stets ermuntert werden sich regelmäßig im Freien aufzuhalten.

Quelle: Catrin Würz; Prof Dr. troph. Clemens Kunz; Zu wenig Vitamin D; DHZ; 5/2014, S. 50; AGF e.V. Gestose Rundbrief Nr.116, S. 13.