05.2016
Autorin Manuela Pinter, MSc Midwifery & Freie Hebamme, MBCP-Lehrerin
Nach Schätzung des Vegetarierbundes leben 2014 in Deutschland 1 – 1,2 Millionen Menschen vegan. Junge, urban lebende meist weibliche Menschen ernähren sich aus tiefster Überzeugung vegan.
Um diese Klienten und Verbraucher ebenfalls ausreichend und richtig beraten zu können müssen Hebammen sich mit dieser Ernährungsform gut auskennen und die Schwangere über die Risiken einer veganen Ernährung aufklären.
Eine Frau, die sich vegan ernährt ist eine Vegetarierin, die weder tierische Nahrung noch irgendwelche Milchprodukte zu sich nimmt und alle tierischen Produkte einschließlich Haarshampoo oder Süßigkeiten meidet.
Diese Ernährungsform wird von der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) als nicht praktikabel während Schwangerschaft und Stillzeit eingestuft. Bei einer veganen Ernährung kann es zu einer Unterversorgung mit Energie, Protein, Eisen, Calcium, Jod, Zink, Vit. B2, B12 und Vit D sowie langkettiger n-3 Fettsäuren kommen (Leitzmann C, Keller M.: Vegetarische Ernährung. UTB, Stuttgart, 2010).
Um sich in der Schwangerschaft und Stillzeit vegan zu ernähren genügt es nicht, einfach nur die tierischen Produkte wegzulassen. Es braucht ein tiefes und umfassendes Wissen über Nahrungsmittel, um die in Fleisch, Milchprodukten und Eiern enthaltenen wichtigen Inhaltsstoffe auf rein pflanzlichem Weg zu sich nehmen zu können
Das Ziel der Beratung ist, wie bei der vegetarischen Ernährung auch, Mangelerscheinungen mit weitreichenden Folgen zu verhindern. Setzt die Frau die vegane Ernährungsweise auch in der Schwangerschaft nicht aus, müssen Nährstoffe ergänzt werden. Kritisch sind z.B. Vit B12, Calcium, Folsäure, Eisen und Jod.
Ganz deutlich muss aber auch darüber beraten werden, dass Babys nicht vegan ernährt werden können. Wegen des stürmischen Wachstums haben Babys und Kleinkinder einen noch viel höheren Bedarf an Nährstoffen. Dies allein pflanzlich abzudecken ist nahezu unmöglich.
Laut DGE verzögert ein Mangel an Vit B12, Proteinen, Eisen und Jod die Intelligenz- und Sprachentwicklung und stört das Wachstum irreversibel.
Stillende Frauen müssen die fehlenden Ernährungsbaustein substituieren. Das geht immer nur in enger Abstimmung mit einem beratenden Mediziner. Regelmäßige Blutkontrolluntersuchungen sind unabdingbar.
Laut der European Society of Paediatric Gastroenterology, Hepatologgy und Nuitrition (ESPGHAN) sollten Kleinkinder und Kinder überhaupt nicht vegan ernährt werden (Agostoni et al. 2008).
In der Vorsorge tätige Hebammen müssen sich besonders über die Nährstoffe Fachwissen aneignen und bereits in der frühen Schwangerschaft darüber beraten.
Lesen Sie hierzu unseren nächsten Beitrag
Vegane Ernährung: Nährstoffversorgung in Schwangerschaft und Stillzeit