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Sectio-Geburt hat negative Effekte auf den Stillerfolg

05.2024
Autor Dr. Martin Claßen, Bremen

Bis zu einem Drittel aller Geburten in Deutschland erfolgen per Sectio – mit verschiedenen gesundheitlichen Implikationen für Mütter und Kinder. Inwiefern Stillrate und Stillerfolg durch den Geburtsmodus beeinflusst werden, haben Forscherinnen in Großbritannien an 14 414 Mutter-Kind-Dyaden anhand von Daten der prospektiven Millennium Cohort Study ab 2001 erforscht. Mithilfe multivariater Analyse wurde nach Assoziationen zwischen Geburtsmodus und Stillen gesucht.
Mütter mit geplanter Sectio-Geburt begannen seltener eine Brustmilchernährung (odds ratio: 0.84, 95 % Konfidenzintervall [CI]: 0.71–0.99) im Vergleich zu vaginalen Entbindungen. Auch führte eine Sectio (unabhängig davon, ob geplant oder ungeplant) zu einer kürzeren Stilldauer als nach vaginaler Entbindung (relative Stilldauer nach geplanter Sectio: 0.75, 95 % CI: 0.64–0.89; relative Stilldauer nach ungeplanter Sectio 0.85, 95 % CI: 0.74, 0.97).

Kommentar: Stillen ist die ideale Ernährung für Säuglinge und hat vielfältige und langfristige positive Effekte. Insofern gilt es, mit allen Mitteln möglichst langes Stillen zu fördern. Die Daten aus Großbritannien erinnern uns eindrücklich daran, dass man von geplanten Sectiones („Wunsch-Sectio“) eindrücklich abraten sollte. Dazu gibt es viele Argumente (z. B. Risiken für die Mutter, erhöhte Raten immunologischer, metabolischer und allergischer Erkrankungen nach Sectio) – die negativen Effekte auf das Stillen können der Liste der Punkte hinzugefügt werden. Insofern wäre es wünschenswert, werdenden Müttern eine kinderärztliche Beratung zu offerieren, die ihnen solche Argumente nahebringen sollte. Gemeinsam mit Hebammen und Geburtshelfenden sollten wir uns bemühen, die Sectio-Rate deutlich zu vermindern. Eine intensivere Stillberatung und -unterstützung nach Sectio-Entbindungen wäre zu fordern und zu fördern.

Referenzen:
Mallick LM, Shenassa ED. Variation in Breastfeeding Initiation and Duration by Mode of Childbirth: A Prospective, Population-Based Study. Breastfeed Med. 2024 Apr; 19(4): 262-274.