05.2022
Autorin Alexandra Lesmann, Hebamme und Ökotrophologin aus Hamburg
Eine Meta-Studie aus dem Jahr 2020 untersuchte insgesamt 337.845 Geburten, um Kenntnisse über die Bedeutung einer verlängerten Austreibungsphase für mütterliche und frühkindliche Morbidität zu erlangen und ein Bild der Risikofaktoren zu zeichnen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden viele nicht überraschen. Dennoch sind sie angesichts der weltweit steigenden Sectioraten erwähnenswert.
Definition Geburtsstillstand
Ein Geburtsstillstand wird international auf unterschiedliche Weise definiert. Der aktuellen S3-Leitlinie „Vaginale Geburt am Termin“ folgend, wird dieser in Deutschland ab 2 Stunden bei Mehrgebärenden und ab 3 Stunden bei Nulliparen diagnostiziert. Maßgeblicher Beginn der Geburt ist die vollständige Muttermunderöffnung. Entsprechend wird ab einer Muttermunderöffnung von weniger als 2 cm innerhalb von 4 Stunden gerechnet. Die Autoren der Studie haben die Definition des ACOG (American College Obstetricians and Gynecologists) zugrunde gelegt: 3 Stunden für Multipare und 4 Stunden für Nullipare.
Studienergebnisse
Basierend auf insgesamt 13 Studien, kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass insbesondere der Einsatz von Oxytocin und Periduralanästhesien zu signifikantem Risikoanstieg für eine verlängerte Austreibungsphase (Second Stage of Labor) führte. Zudem seien die betroffenen Frauen einem deutlich erhöhten Risiko für operative Interventionen und Kaiserschnittgeburten ausgesetzt. Ferner sei deren Risiko für postnatale Blutungen, Amnioninfektionssyndrome und Geburtsverletzungen erhöht. Hinzu träten eine erhöhte Prävalenz für Schulterdystokien und neonatale Sepsen.