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Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft: INGWER- eine wirksame Alternative

Autorin Manuela Pinter, MSc Midwifery & Freie Hebamme, MBCP-Lehrerin

Mit den häufig sehr beeinträchtigenden Auswirkungen von Übelkeit und Erbrechen, vor allem in der Frühschwangerschaft, sind Hebammen im Rahmen der Schwangerenvorsorge und Begleitung oft die erste Ansprechpartnerin der Schwangeren. Die Komplementärmedizin hält eine Fülle von Möglichkeiten bereit.

Die Gabe von Ingwer – vor allem in der Frühschwangerschaft – wird immer wieder kontrovers diskutiert, da die zuständige Kommission E der deutschen Arzneimittelzulassungsbehörde (BfArM) die Ingwerpflanze (Zingiber officinale) explizit als Kontraindikation zur Anwendung in der Schwangerschaft eingestuft hat (Kommission E (1988). Monographie Ingwerwurzelstock,ATC-Dode:A04AF.Bundesanzeiger 85).

Inzwischen sind jedoch zahlreiche Studien zur antiemetischen Wirksamkeit von Ingwer in der Schwangerschaft durchgeführt worden. In einer aktuellen Übersichtsarbeit (2014) wird die übersichtliche und widersprüchliche Studienlage zur Wirksamkeit und Sicherheit von Ingwer sehr gut dargestellt: 12 randomisierte-kontrollierte Studien aus den Jahren 1991-2011 mit insgesamt 1278 Teilnehmerinnen wurden ausgewertet. (Viljoen E et al. (2014). Nutr J 13:20)

Ein aktuelles Cochrane-Review bestätigt die Ergebnisse. (Matthews A et al. (2014). Cochrane Database Syst. Rev 3:CD007575)

Es konnte gezeigt werden, dass eine Dosierung des Ingwer-Wurzelstocks zwischen 1-2g/Tag die Schwangerschaftsübelkeit lindert, ohne jedoch die Häufigkeit von Erbrechen zu reduzieren. Relevante Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Niedere Dosierungen (1-1,5 g/Tag) waren wirksamer als höhere Dosierungen (>2g/Tag).

Die Studie von Ding M et al. (2013) zeigte allerdings bei sämtlichen Studien auch Schwachpunkte auf: Es gibt keine verlässlichen Aussagen zur Langzeitanwendung und die Mehrzahl der Studien wurde aus Sicherheitsgründen bei Schwangeren nach der 20.SSW durchgeführt. (Women Birth 26:e26-30)

Fazit für die Anwendung in der Hebammensprechstunde:

Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass die Anwendung von Ingwer bei leichten Formen von Übelkeit und Erbrechen wirksam sein kann. Die Gabe kann als Tee oder in Kapselform empfohlen werden.

Die TCM-Ernährungslehre kennt noch die Anwendung von heißem Ingwerwasser, das schluckweise über den Tag verteilt getrunken werden kann.

Allerdings sollte die Anwendung zeitlich begrenzt (2 Wochen) stattfinden. Für diesen Zeitraum ist eine mögliche embryonale Toxizität nachweislich unbedenklich. Um Irritationen der Schwangeren vorzubeugen sollte auf die ausdrückliche Kontraindikation im Beipackzettel der Präparate hingewiesen werden.

Bei anhaltender Schwangerschaftsübelkeit- und erbrechen kann auch in Kombination mit der ärztlichen Verordnung von Doxylamin oder Vit. B6 die Ingweranwendung weitergegeben werden.

Zusätzlich unterstützende Maßnahmen wie Akupunktur, Akupressur, homöopatische Arzneimittelgaben und die Hinweise auf eine häusliche Entlastung durch die Verordnung einer Haushaltshilfe kann in einer engmaschigen Betreuung durch die Hebamme der Schwangeren helfen das erste Trimenon ihrer Schwangerschaft mit einer salutogenetischen Grundeinstellung zu bewältigen.

Quelle: Prof. Dr. M. Smollich, Die Hebamme 2015; 28: 6-7