05.2023
Autorin Lara Mönter, B.Sc. Hebammenwissenschaften, Hebamme aus Fiersbach
Die Ursachen und Risikofaktoren für eine Frühgeburt sind vielfältig. Eine Studie aus Israel untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Geburtsmodus der ersten Frühgeburt einer Frau und dem Risiko für eine zweite Frühgeburt in der Folgeschwangerschaft besteht.
Hintergrund
Laut dem Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ kommen in Deutschland pro Jahr 64.500 Kinder vor der 37. SSW auf die Welt. 10.000 davon wiegen bei Geburt unter 1500 g (Bundesverband Das frühgeborene Kind, 2023). Die möglichen Ursachen für eine Frühgeburt sind vielfältig, zum Beispiel Infektionen, Entzündungsvorgänge, uteroplazentare Ischämie oder Blutungen und Gebärmutterüberdehnungen (Romero et al., 2006). Anamnestische Risikofaktoren für eine Frühgeburt sind unter anderem eine rasche Schwangerschaftsfolge (Conde-Agudelo et al., 2006), ein niedriger BMI der Mutter (Hendler et al., 2005) und Stress (Romero et al., 2006). Auch epidemiologische Einflüsse sind bekannt. So spielen die ethnische Herkunft, der sozioökonomische Status und der Bildungsstand der Mutter, das maternale Alter und sogar der Beziehungsstatus der Mutter eine Rolle (Goldenberg et al., 2008). In der Praxis zeigt sich, dass die Sorge der Eltern vor einer zweiten Frühgeburt nach bereits erlebter Frühgeburt häufig groß ist. Eine Studie von Rottenstreich et al. (2022) untersucht nun mögliche Einflussfaktoren des Geburtsmodus der ersten Frühgeburt auf die Folgeschwangerschaft.
Risikofaktor Geburtsmodus?
Die retrospektive Studie von Rottenstreich et al. (2022) untersuchte 1019 Frauen mit spontaner Frühgeburt und darauffolgender Einlingsgeburt zwischen den Jahren 2005 und 2021. 13,8 % der Frauen (141) hatten ihr erstes frühgeborenes Kind per Kaiserschnitt geboren, 86,2 % (878) vaginal. 26,7 % der Frauen (272) hatten nach der ersten eine zweite Frühgeburt. 23,4 % der Frauen mit vorangegangenem Kaiserschnitt (33 von 141) und 27,2 % mit vorangegangener Spontangeburt (239 von 878) brachten erneut ein Kind vor der 37. SSW zur Welt.
Ergebnisse
Die Auswertung der gesammelten Daten ergab, dass Frauen nach Kaiserschnitt bei der ersten Frühgeburt das zweite Kind mit einem signifikant höheren Gestationsalter gebaren als Frauen nach Spontangeburt (37,8 +/- 3,3 vs. 36,8 +/- 3,7 SSW). Jedoch wurde kein signifikanter Unterschied in der Frühgeburtsrate < 34. (späte Frühgeburt) und < 28. SSW (frühe Frühgeburt) festgestellt. Auch die Inzidenz von Zerklageanlagen, das durchschnittliche Geburtsgewicht und die Notwendigkeit einer Aufnahme auf die Intensivstation zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Durch eine multivariante Analyse konnten die AutorInnen der Studie jedoch signifikante Einflüsse von einer vorangegangenen Frühgeburt vor der 34. SSW, einer Schwangerschaftsfolge von 6 Monaten oder kürzer und der Anzahl der vorausgegangenen Schwangerschaften zum Zeitpunkt der zweiten Geburt auf das Risiko für eine erneute Frühgeburt feststellen.