Vorstellung einer wichtigen Studie aus Australien
Autorin Manuela Pinter, MSc Midwifery & Freie Hebamme, MBCP-Lehrerin
Hebammen kommt eine wichtige Rolle in der Prävention und Gesundheitsförderung zu. Die hier vorgestellte Studie liefert wichtige Hinweise, wie eine Beratung zu Ernährung und Lebensführung bei jeder, insbesondere bei übergewichtigen Frauen, die Gesundheit von Mutter und Kind verbessern kann.
In der Vergangenheit wurde in mehreren Studien ein Zusammenhang zwischen mütterlichem Übergewicht und hohem kindlichen Geburtsgewicht beschrieben. Aus einem hohen Geburtsgewicht können weitere Probleme resultieren: Schulterdystokie, Hypoglykämie, Asphyxie und dadurch bedingt längere stationäre Aufenthalte. Langzeitstudien beschäftigen sich auch mit dem Anstieg der Adipositasrate im Kindes- und Erwachsenenalter und den daraus entstehenden hohen Kosten.
In dieser vorliegenden randosmisierten Multicenter-Studie untersuchten Wissenschaftler der Universität of Adalaide, Australien, den Einfluss einer frühzeitigen (11.bis 21. SSW) Beratung zur Lebensführung bei übergewichtigen Schwangeren auf weitere Parameter: Gestationsalter bei Geburt, Apgar unter 7 nach 5 Minuten, Reanimationspflicht, Geburtsgewicht über 4,5 oder unter 2,5 kg, Gewicht, Länge, Kopfumfang, Aufnahme auf die Neugeborenenstation, Atemnotsyndrom und Länge des postp. stationären Aufenthaltes.
2212 Schwangere mit einem Body-Mass Index (BMI) von 25 kg/m2 und höher wurden in diese Studie eingeschlossen. 1108 erhielten eine Beratung zu den Themen Ernährung, Bewegung und allgemeine Verhaltensstrategien. Ziel war die Aufnahme vorbereiteter Kohlenhydrate und gesättigter Fette zu reduzieren. Dafür aber mehr Ballaststoffe, sowie 2 Portionen Obst, 5 Portionen Gemüse und 3 Portionen Milchprodukte täglich aufzunehmen. Sie wurden angehalten mehr zu Fuß zu gehen, sowie sich im Alltag mehr zu bewegen. Die Kontrollgruppe erhielt keinerlei Interventionen.
Ergebnis: Die Kinder der Mütter mit entsprechender Beratung wurden signifikant seltener mit einem Gewicht über 4,5 kg geboren (15% vs. 3,7%).
Bei den weiteren Parametern konnte ein Einfluss auf die Entstehung eines Atemnotsyndroms nachgewiesen werden; dieses trat mit 1,2% deutlich seltener auf als in der Kontrollgruppe (2,6%). Der durchschnittliche stationäre Aufenthalt der Kinder postp. lag in der Interventionsgruppe bei 3,9, in der Kontrollgruppe bei 4,4 Tagen. Auch diese Ergebnisse sind statistisch signifikant. Die weiteren untersuchten Größen änderten sich durch die Beratung nicht. Es konnten keine negativen Effekte gefunden werden. Die Forscher der LIMIT-Studie werden die Kinder weiterbegleiten um auch Langzeiteffekte zu erkennen.
Fazit: Eine für Hebammen leicht umzusetzende Intervention in der frühzeitigen Schwangerschaft kann also auch nicht nur die Gesundheit der Mütter, z.B. im Hinblick auf Gestationsdiabetes, sondern auch die der Kinder entscheidend verbessern.
Die Möglichkeit zur umfassenden Beratung zu Lebensführung und Ernährung ist Teil der originären Hebammentätigkeit und kann von Hebammen in der Schwangerenbetreuung problemlos umgesetzt werden. Viele Hebammen arbeiten in gynäkologischen Facharztpraxen oder sind in der Schwangerenambulanz einer Klinik tätig. Auch in diesem Kontext kann diese frühe Intervention sehr gesundheitsfördernd wirken.
Quelle: Dodd et al. AMC Medicine 2014, 12:163 (www.biomedcentral.com 1741-7015/12/163) Zusammenfassung: Rebecca Kimmling, Hebammenforum 2015: 16: 345