02.2023
Autor Dr. Jürgen Hower, Pädiater aus Mühlheim a.d. Ruhr
Jod ist ein Mikronährstoff, der für die Produktion von Schilddrüsenhormonen benötigt wird, die Wachstum und Entwicklung regulieren. Eine angemessene Jodversorgung im Säuglingsalter ist Voraussetzung für eine normale Schilddrüsenfunktion und Gehirnentwicklung. Da nur wenige Daten zum Jodstatus von Säuglingen im ersten Lebensjahr vorliegen, haben die Autoren den Jodstatus von Säuglingen im Zusammenhang mit dem Stillstatus, der Schilddrüsenfunktion und der mütterlichen Jodzufuhr untersucht.
In dieser norwegischen Kohortenstudie wurden 113 Säuglinge im Alter von 3, 6 und 11 Monaten untersucht. Gemessen wurden die Jodkonzentration im Urin (UIC) von Säuglingen und Müttern, die mütterliche Jodzufuhr, die Jodkonzentration in der Muttermilch (BMIC), der Stillstatus und die Schilddrüsenfunktion.
Ergebnisse:
- Die mittlere UIC-Konzentration der Säuglinge betrug im Alter von 3 Monaten 82 µg/l und lag damit unter dem WHO-Grenzwert von 100 µg/l.
- Im späteren Säuglingsalter war die UIC angemessen (Median 110 µg/l im Alter von 6 und 11 Monaten). Im Alter von 6 Monaten kam es dann aber auch zur Aufnahme von jodhaltigen Nahrungsmitteln wie jodangereichertem Brei, Kuhmilch, Joghurt und magerem Fisch.
- Die kindliche UIC gestillter Säuglinge war positiv mit der mütterlichen UIC, der mütterlichen Jodzufuhr und der BMIC assoziiert. Gestillte Säuglinge wiesen im Vergleich zu mit Formula Milch ernährten Säuglingen im Alter von 3 Monaten (76 µg/l vs. 190 µg/l) und 6 Monaten (105 µg/l vs. 315 µg/l) eine niedrigere mediane UIC auf.
Weder die UIC der Säuglinge noch die BMIC waren mit den Ergebnissen der Schilddrüsenfunktion verbunden. D.h. die Schilddrüsenhormonproduktion der Säuglinge wurde bei diesem leichten Jodmangel noch aufrechterhalten. Jedoch könnte ein solch moderat defizitärer Jodstatus, der die Schilddrüsenhormonkonzentration noch nicht einschränkt, dennoch die kindliche Neuroentwicklung beeinträchtigen, wie aus einer anderen Studie (randomisiert, kontrolliert) an Schulkindern hervorgeht (Gordon et al. 2009).