05.2016
Autoren Prof. J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz
Klassische Erstsymptome der Zöliakie sind chronische Diarrhoe, Erbrechen, Gedeihstörung, muskuläre Hypotonie und Misslaunigkeit. Mit zunehmender Kenntnis der Krankheit und verbesserten diagnostischen Methoden verändert sich das Spektrum der Frühsymptome. Die retrospektive Analyse der Krankengeschichten von 175 serologisch und histologisch gesicherten Zöliakie-Patienten zeigte, dass Bauchschmerzen und Obstipation häufiger als Erstbeschwerden notiert waren als die klassischen Symptome wie Durchfälle oder Gedeihstörung [1].
Für die erhöhte pädiatrische Wahrnehmung des Krankheitsbildes, d.h. das bessere Wissen um genetische Disposition und assoziierte Autoimmunopathien sprach, dass in dem untersuchten Patientenkollektiv häufig eine positive Familienanamnese und Diabetes mellitus Anlass zur - dann positiv verlaufenen - Zöliakiediagnostik waren und nicht die kindlichen Symptome.
Kommentar: In Deutschland haben 0,9% aller Kinder und Jugendlichen zöliakiespezifische Autoantikörper und davon nur etwa 10% eine ärztlich verifizierte Zöliakie [2]. Unter den restlichen 90% sind vermutlich viele mit leichteren Beschwerden wie gelegentlichen Bauchschmerzen, Obstipation, Kleinwuchs oder vermehrter Müdigkeit. Angesichts der Assoziation der Zöliakie mit anderen Autoimmun-, insbesondere lymphoproliferativen Krankheiten, erhebt sich die Frage eines allgemeinen, oder zielgerichteten Screenings, z.B. von Kindern mit Diabetes mellitus I oder familiärer Belastung [3].
Referenzen:
[1] Khatib M, Baker RD, Ly EK et al. (2016) Presenting pattern of pediatric celiac disease. J Pediat Gastroenterol Nutr. 62:60-63.
[2] Laas MW, Schmitz R, Uhlig HH et al. (2015) Zöliakieprävalenz bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Dtsch Ärztebl 112: 553-560.
[3] Mearin ML (2016) Repeated screening for detection of celiac disease. J Pediat Gastroenterol Nutr. 62:192-193.