04.2022
Autor Professor E. Harms, Universitäts-Kinderklinik Münster
Die Erdnussallergie ist die häufigste IgE-vermittelte Allergie gegen Nahrungsmittel im Kindesalter. Der Erfolg einer Hyposensibilisierungs-Behandlung älterer Kinder ist zweifelhaft. Für Kleinkinder gilt bisher eine strikte, aber nur schwer einzuhaltende Vermeidungsstrategie.
Aus den USA wurden jetzt die Ergebnisse einer multizentrischen, randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie zur Hyposensibilisierung von 146 Kindern zwischen 12 und 48 Monaten mitgeteilt [1]. Eingangskriterium war eine allergische Reaktion auf eine doppelblinde, Placebo-kontrollierte Provokation mit bis zu maximal 500 mg Erdnussprotein. Die orale Hyposensibilisierung wurde bei 96 Kindern der Verumgruppe mit täglich steigenden Dosen von 0,1 bis 2000 mg gereinigtem Erdnussprotein bzw. Placebo der 50 Kinder der Kontrollgruppe durchgeführt.
Ergebnisse: Nach 134 Wochen Behandlung tolerierten 68 Kinder der Verumgruppe (71 %), aber nur 1 Kind aus der Placebogruppe eine Provokation mit 5000 mg Erdnussprotein ohne allergische Symptome (Desensibilisierung). Anschließend wurde 26 Wochen lang Erdnussprotein strikt vermieden. Danach tolerierten immer noch 20 Kinder der Verumgruppe, aber nur 1 Kind der Placebogruppe die 5000-mg-Provokation (Remission). Darüber hinaus tolerierten weitere 20 Kinder der Verumgruppe eine niedrigere Provokation mit mindestens 1755 mg Erdnussprotein, d.h. die Toleranzschwelle war im Sinne einer Teilremission erhöht. Die besten Chancen für erfolgreiche Desensibilisierung und Remission hatten die Probanden mit niedrigen spezifischen IgE-Spiegeln und höheren IgG4/IgE-Quotienten vor der Hyposensibilisierung.
Insgesamt interpretieren die Autoren ihre Ergebnisse so, dass im Kleinkindalter die besondere Chance für eine erfolgreiche Immuntherapie der Erdnussallergie besteht ("window of opportunity").