Originaltitel: Freidl R et al. (2023) Extensively Hydrolyzed Hypoallergenic
Infant Formula with Retained T Cell Reactivity. Nutrients 15(1):111.
Hintergrund
Die Kuhmilchallergie (KMA) gehört zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien im Säuglings- und Kleinkindalter. Bis zu drei Prozent aller Kinder reagieren allergisch auf Milcheiweiß, was im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Anaphylaxie auslösen kann.
Säuglingsnahrungen auf Basis von hydrolysiertem (aufgespaltenem) Kuhmilcheiweiß sind aufgrund der Spaltung von IgE-Epitopen eine geeignete Option zur Allergierisikoreduktion.
In diesem Zusammenhang ist der Grad der Hydrolyse wichtig, denn zu lange Eiweißfragmente (Peptide) können einerseits eine IgE-Sensibilisierung oder allergische Reaktionen auslösen, zu kurze Peptide können andererseits keine T-Zell-Toleranz induzieren.
Studienziel
Ziel der in-vitro-Studie war es, eine extensiv hydrolysierte Säuglingsnahrung (eHF) auf Molkenbasis, angereichert mit Galaktooligosacchariden (GOS) und Limosilactobacillus fermentum CECT5716 (LF), auf deren Eignung zur Prävention von KMA zu untersuchen. Hierfür wurde das allergene Potenzial der Säuglingsnahrung sowie deren Effekte auf die T-Zell-Proliferation und die Zytokinausschüttung untersucht.
Studiendesign
Design: In-vitro-Studie
Probenmaterial: Serum von Kindern mit diagnostizierter Kuhmilchallergie (n=49) und Kindern ohne Kuhmilchallergie (n=10) als Kontrollgruppe
Untersuchte Säuglingsnahrungen: Extensiv hydrolysierte Säuglingsnahrung (eHF) mit GOS, eHF mit GOS und LF; Säuglingsmilchnahrung auf Basis von intaktem Kuhmilcheiweiß (iPF) mit GOS; iPF mit GOS und LF
Positivkontrolle: Reines Milcheiweiß
Methoden: Immuno-Dot Blot, Basophil-Degranulations- Assay, CFSE Dilution, xMAP Luminex
Ergebnisse
Die untersuchte Nahrung auf Basis von extensiv hydrolisiertem Molkeneiweiß mit GOS und L. fermentum (eHF + GOS + LF):
- besitzt keine intakten Kuhmilchallergene, wodurch es zu keiner relevanten IgE Reaktivität im Serum von Kindern mit KMA kommt (in-vitro-Analyse)
→ keine Sensibilisierung der Mastzellen - besitzt ein stark minimiertes allergenes Potenzial
→ geringste Freisetzung von Allergiebotenstoffen (s. Abbildung)
Die Kombination von eHF mit GOS induziert deutlich weniger proinflammatorische Zytokine (IL-17, IL-4, IL-5, IL-13), jedoch eine vergleichbare Menge des tolerogenen Zytokins IL-10 im Vergleich zur Nahrung mit intaktem Kuhmilcheiweiß.
→ mögliche Induktion einer Immuntoleranz