04.2024
Autorin Ursula Rüling, Master Food Science & Technology
Während der Schwangerschaft haben Frauen bekanntlich mit unterschiedlichen körperlichen Beschwerden zu kämpfen. Im Körper der werdenden Mutter entsteht neues Leben und er passt sich der neuen Situation rasant an. Während die einen Frauen keine Folgeerscheinungen haben oder diese erst gegen Ende der Schwangerschaft auftreten, können andere über Stimmungsschwankungen, Übelkeit und Kopfschmerzen bereits nach Bestätigung der Schwangerschaft klagen. Da der Alltag bewältigt werden muss, Termine wahrzunehmen sind oder die werdende Mutter bereits ein Kind versorgt, kann sie sich nicht nach Belieben ausruhen und auftretende Schmerzen ohne weiteres wegstecken.
Der Griff zur Schmerztablette ist einfach und verspricht Abhilfe. Doch Vorsicht! In der Schwangerschaft sollte man generell überlegt handeln, sorgfältig den Beipackzettel lesen oder einen Facharzt um Rat fragen, wenn man sich unsicher ist.
In den letzten Jahren ist allerdings auch die Fachärzteschaft zu diesem Thema überrascht worden. Denn zahlreiche Studie zu Paracetamol, konkret dem Wirkstoff „Acetaminophen“ haben für Aufsehen gesorgt. Dies hat die Gabe während der Schwangerschaft zur Diskussion gestellt. Im Jahr 2021 veranlasste die Datenlage zahlreiche Experten zu einer Stellungnahme. Ein Bericht wurde veröffentlicht, der die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft mit Vorsicht empfiehlt. Der Wirkstoff galt bis dahin als unbedenkliches Schmerzmittel für Schwangere.[1] Doch unterschiedliche Studien gaben Hinweise darauf, dass die pränatale Einnahme von Paracetamol zu Folgeerscheinungen wie Autismus, ADHD sowie anderen neurologischen Beeinträchtigungen beim Kind führen könnten. Es sei hierbei allerdings zwischen einer langen und kurzen Einnahmedauer zu unterscheiden. So bezogen sich die beschriebenen Folgen auf eine Einnahmedauer von mindestens 20 Tagen. Eine kürzere Dauer sollte, so die Einschätzung, keine Auswirkungen haben.[2] Demnach sei Paracetamol nur in wirklich notwendigen Fällen und nur mit der niedrigsten wirksamen Dosis über den kürzestmöglichen Zeitraum zu empfehlen. Die langfristige oder hochdosierte Gabe sollte auf die vom Arzt empfohlene Indikation beschränkt werden. Zusätzlich wurde darauf hingewiesen, diese Beobachtungen durch weitere Studien zu untermauern.[1]
Eine kürzlich veröffentlichte Arbeit liefert nun neue Hinweise, findet allerdings kein erhöhtes Risiko zu den oben erwähnten Beobachtungen. In einer Geschwisterkontrollanalyse, die im April 2024 in JAMA (Journal oft he American Medical Association) veröffentlich wurde, sind insgesamt 185 909 Kinder (7,49 %) bis 10 Jahre untersucht worden, die während der Schwangerschaft dem Wirkstoff „Acetaminophen“ ausgesetzt waren, im Vergleich zu Kindern, die dem Wirkstoff pränatal nicht ausgesetzt waren. Mit dem Ergebnis, dass ein Risiko für Autismus, ADHS oder eine geistige Behinderung in Verbindung mit der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft nicht aufzudecken ist.[3]
Doch als eine Entwarnung soll man dies nicht interpretieren. Denn es wurden in dieser Arbeit nur Daten erhoben, die die vom Facharzt verordneten Medikationen aufzeigen. Die Selbstindikation wurde hierbei nicht berücksichtigt.[4]