02.2023
Autorin Violetta Brauksiepe, B.Sc. Hebammenwissenschaften, Hebamme aus Essen
Die zunehmende Popularität der Osteopathie in der Bevölkerung spiegelt sich auch in der Zunahme der Behandlungen in den Kliniken wider. Die pädiatrische Osteopathie wird in deutschen Klinken erfolgreich integriert. Osteopathen übernehmen zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Unterstützung der kindlichen Entwicklung.
Was genau ist Osteopathie?
Osteopathie ist eine Heilkunde, die nicht die Symptome einer Krankheit, sondern vielmehr deren Ursache behandelt. Mit den Händen werden mögliche Blockaden in den tieferen Körperschichten ertastet.
Das Ziel ist es, den Körper dazu anzuregen, sich selbst zu regenerieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Rolle der Faszien. Nach der Lehre der Osteopathie können Faszien Schmerzen in verschiedene Körperregionen übertragen.
CAVE: Die Schmerzursache kann vom Beschwerdepunkt abweichen! Daher wird immer der gesamte Körper des Kindes untersucht.
Anwendungsgebiete
Die häufigsten Anwendungsgebiete bei Neugeborenen und Säuglingen sind Geburtsverletzungen oder Verformungen des Schädels, KISS-Syndrom (Fehlhaltung des oberen Halsbereiches), Schwierigkeiten beim Schlucken, Schlafprobleme, Verdauungsprobleme, Dreimonatskoliken und Blockaden des Bewegungsapparates.
Was sagt die Wissenschaft?
Eine der weltweit größten Säuglingsosteopathie-Studien der Akademie für Osteopathie und des Deutschen Instituts für Gesundheitsforschung ergab, dass Osteopathie zu einer signifikanten Besserung folgender Problematiken führte: Säuglingsasymmetrie, Schlaf- und Fütterungsstörungen, abgeflachter Hinterkopf und exzessives Schreien. Im Durchschnitt wurden die Kinder zwei- bis dreimal behandelt, was zu einer Besserung der Problematiken zwischen 50 und 80 Prozent führte. Es zeigte sich auch, dass bei den insgesamt über 3200 Behandlungen in keinem einzigen Fall eine ernsthafte, für die Gesundheit des Säuglings relevante und/oder länger andauernde Nebenwirkung beobachtet wurde.
Ist Osteopathie medizinisch anerkannt?
In Deutschland gibt es keine staatlich anerkannte oder einheitliche Ausbildung. Wer Osteopath:in werden möchte, benötigt eine Grundausbildung (z. B. Physiotherapeut) und kann dann eine entsprechende mehrjährige Weiterbildung absolvieren.
Hebammen können sich in der Kinder- und Schwangerenosteopathie weiterbilden. Es gibt verschieben Anbieter (wie der Berufsverband) und Institute mit unterschiedlichen Schwerpunkten der Ausbildung bzw. Weiterbildung. Durch den Betreuungsbogen von beginnender Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit können Hebammen, Mütter, Neugeborenen und Babys über einen langen Zeitraum in ihrer vertrauten Umgebung versorgt und unterstützt werden. Die spezielle Fortbildung für Hebammen schafft Sicherheit im Umgang mit frühkindlichen Funktionsstörungen und vermittelt grundfeste Fähigkeiten in der Erkennung, Behandlung und im Umgang mit häufigen Störungsmustern bei Säuglingen. Somit stellt eine Weiterbildung eine Optimierung der Betreuung und des interdisziplinären Arbeitens dar. Behandlungskosten für die Osteopathie werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen, oft aber anteilig.