02.2019
Autorin Frau L. Urlewitz, Hebamme aus Frechen
Lichen sclerosus (LS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung und führt zur Zerstörung des elastischen Bindegewebes der Vulva. Anatomische Veränderungen, Verklebungen der kleinen Schamlippen sowie Einengung des Introitus sind Langzeitfolgen bei ausbleibender Therapie.
Problematik & Symptome
Da Beschwerden an der Vulva in der Gesellschaft stark tabuisiert sind (lichensclerosus.ch, 2019), ist die Dunkelziffer von an LS erkrankten Frauen hoch (Günthert, 2018). Häufig kommt es zu einer Fehldiagnose, da die Symptome von Betroffenen und Fachpersonen fehlinterpretiert werden. Zu den Symptomen der Erkrankung zählen Juckreiz und Reizung der Harnröhre, Hautveränderungen, Beschwerden beim Geschlechtsverkehr oder ein Wundgefühl nach dem Geschlechtsverkehr. Häufige Fehldiagnosen sind Blasen- und Pilzinfektionen (Günthert, 2018). Da LS im Frühstadium nicht durch einen Bluttest oder eindeutig durch eine Gewebeprobe nachgewiesen werden kann, ist eine Frühdiagnose erschwert (Regauer et al., 2005).
Wird LS nicht diagnostiziert und behandelt, kann es zu Verklebungen der Vulva und Verstümmelungen kommen (Günthert, 2018). Zudem ist LS häufig auch mit unspezifischen Blasenbeschwerden assoziiert (Christmann-Schmid et al., 2017). Die Licheninfizierung kann sich in einem späteren Stadium durch Risse im Dammgewebe und weiße Streifen an der Vulva zeigen. Typisch sind auch eine sehr dünne Haut und ein roter Ring am Introitus und das schleichende Verschwinden des Vulvagewebes. Das Krebsrisiko an der Vulva ist mit 4 bis 6% stark erhöht (Günthert, 2018).
Ursache
Die Ursachen für die Autoimmunerkrankung sind unbekannt. Die Erkrankung verläuft schubweise. Es ist bekannt, dass Traumata im Genitalbereich und je nach betroffener Frau auch verschiedene Lebensmittel Schübe begünstigen können. LS kann erblich sein. Bei Aufreten findet man in 50% der Fälle ebenfalls Betroffene in der Familie (Günthert, 2018).
Behandlung
Die Behandlung erfolgt durch eine Therapie mit hochpotenten Corticoiden in Form von Salben. Die Salbe wird täglich über mehrere Wochen auf die Vulva aufgetragen. Zusätzlich ist fettende Pflege und schonende Intimhygiene wichtig (Günthert, 2018). Es finden sich verschiedene Meinungen zur Dauer der Therapie, da mögliche Nebenwirkungen einer Langzeit-Cortisontherapie gegen ein 50-prozentiges Risiko eines erneuten Schubs innerhalb von sechs Monaten nach Beendigung der Therapie abgewogen werden müssen. Alternative Therapien werden diskutiert. Die europäische Leitlinie empfiehlt jedoch eine hochpotente Cortisontherapie, da diese weiterhin die höchsten Erfolgsraten zeigt (Kirtschig, 2017).
Schwangerschaft & Geburt
In der Schwangerschaft ist tendenziell eine Verbesserung der Symptome zu verzeichnen. LS ist keine Kontraindikation für eine Spontangeburt, es sei denn, es bestehen bereits erhebliche Vernarbungen der Vulva. Kommt es dennoch zu einem Schub in der Schwangerschaft, ist die übliche Therapie durch einen Facharzt angezeigt. Unter Geburt sollte das Dammgewebe gut auf die bevorstehende Geburt vorbereitet werden, um Geburtsverletzungen zu vermeiden. Schlecht verheilende Dammverletzungen können ein Hinweis auf LS sein (Günthert, 2018).