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Bromelain – für eine bessere Heilung von Geburtsverletzungen?

12.2024
Autorin Alexandra Lesmann, Hebamme und Ökotrophologin

Bromelain, ein proteolytisches Enzymgemisch, das in der Ananas vorkommt, wird wegen seiner positiven Wirkweise vermehrt zur Unterstützung von Abschwellungsprozessen nach Verletzungen oder Operationen eingesetzt. Gerade der positive Einfluss auf Schwellungen der Schleimhäute und Weichteile lässt vermuten, dass Bromelain auch bei postpartalen Verletzungen wie Dammrissen oder Kaiserschnittwunden nützlich sein könnte. Ein Fachartikel von Kansakar et al. aus dem Jahr 2024 positioniert Bromelain als aussichtsreichen Wirkstoff mit vielversprechenden Einsatzmöglichkeiten.

Anwendungsbereiche

Historisch gesehen hat Bromelain seit Jahrhunderten in Ländern Mittel- und Südamerikas eine feste Rolle in der traditionellen Medizin vieler indigener Völker. Das traditionelle Wissen hat die Grundlage für moderne Forschung und medizinische Anwendungen geschaffen. Bromelain hat entzündungshemmende und insbesondere ödemreduzierende Eigenschaften, da durch seinen Einfluss auf das Protein Fibrin das Zusammenlagern der Thrombozyten verhindert und dadurch die Blutungszeit verlängert wird. Die Zulassungsbeschreibung als Fertigarzneimittel erwähnt insbesondere den Einsatz bei Verletzungen der Nase und der Nasenschleimhaut, was auf vergleichbare Wirkungen bei anderen Weichteilverletzungen, wie sie in der Geburtshilfe vorkommen, hindeuten könnte. Auch in der Kieferchirurgie wird Bromelain bereits erfolgreich eingesetzt, wo ähnliche Anforderungen an die Abschwellung und Wundheilung bestehen wie bei postpartalen Verletzungen. Bei der Behandlung schwerer Brandwunden mit einem bromelainbasierten Medikament zeigten sich verbesserte kosmetische und funktionelle Ergebnisse und eine verringerte Narbenbildung.

Zu erwähnen ist zudem ein beobachteter positiver Effekt auf die Schmerzlinderung durch Einflussnahme auf einen biochemischen Ablauf, der letztlich zur verringerten Ausschüttung von Prostaglandin führt. Allgemeingesundheitlich werden ein positiver Einfluss auf das Immunsystem, eine antioxidative Wirkung zur Reduktion von oxidativem Stress und eine verdauungsfördernde Wirkung genannt.

Der Einsatz von Bromelain in der Geburtshilfe, etwa durch das Verordnen von Nahrungsergänzungspräparaten nach Geburtsverletzungen, ist bisher nicht weit verbreitet, da spezifische Studien zu diesem Anwendungsgebiet fehlen. Als mögliche Nebenwirkungen werden bisher lediglich leichte Magen-Darm-Beschwerden und allergische Reaktionen geschildert. Zu erwähnen ist, dass bisher keine Studien zur Verträglichkeit in der Stillzeit und zum postpartalen Einsatz durchgeführt wurden. Es finden sich jedoch fachliche Hinweise, dass Bromelain auch in die Muttermilch gelangen kann.

Fazit

Zusammenfassend zeigt Bromelain Potenzial als Wirkstoff für die Geburtshilfe, insbesondere bei der Behandlung postpartaler Verletzungen. Weitere gut konzipierte Studien sind erforderlich, um die klinische Wirksamkeit zu bestätigen und spezifische Einsatzmöglichkeiten zu entwickeln.

Kommentar

Die möglichen positiven Wirkungen von Bromelain lassen das Enzym und dessen denkbare Anwendungsfälle bei Geburtsverletzungen sehr interessant erscheinen. Fachliche Gespräche mit Hebammenkolleginnen verstärkten zuletzt den subjektiven Eindruck, Bromelain würde im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes zunehmend in den Fokus rücken. Der Autorin sind keine Studien zum Einfluss auf das gestillte Kind bekannt geworden. Eine Anwendung in der Stillzeit, zum Beispiel durch Salben oder Kapselpräparate, sollte auf jeden Fall mit ärztlicher Rücksprache erfolgen. Eine wissenschaftliche Untersuchung im Lichte der Geburtshilfe wäre sehr wünschenswert.

Literatur:
Kansakar, U.; Trimarco, V.; Manzi, M.V.; Cervi, E.; Mone, P.; Santulli, G. Exploring the Therapeutic Potential of Bromelain: Applications, Benefits, and Mechanisms. Nutrients 2024, 16, 2060. doi.org/10.3390/nu16132060

Shoham Y., Gasteratos K., Singer A.J., Krieger Y., Silberstein E., Goverman J. Bromelain-based enzymatic burn debridement: A systematic review of clinical studies on patient safety, efficacy and long-term outcomes. Int Wound J 2023;20(10):4364‐4383. doi:10.1111/iwj.14308

Beilecke, K.; Lenzen-Schulte, M. Verletzungen von Levator, Damm und Anus: Wie der Beckenboden post partum besser heilt. Dtsch Arztebl 2023; 120(24): A-1070 / B-918