05.2018
Autor Professor J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz
Bei ihren ersten Schritten laufen Kleinkinder gern auf Zehenspitzen. Bei 95 % von 926 Kleinkindern, die wegen Zehenspitzengang in eine orthopädische Spezialambulanz überwiesen wurden, wurde diese als ’benigne’ bezeichnete, vorübergehende Eigenart diagnostiziert [1]. Nur bei 10 Kindern (ca. 1 %) war der Zehengang mit anderen Skelettanomalien oder neurologischen Störungen verbunden. Die restlichen 4 % der Untersuchungsgruppe kamen schon mit skelettären oder neurologischen Vorerkrankungen in die Sprechstunde. Welche neurologischen Störungen einem pathologischen Zehengang zugrunde liegen können, geht aus 108 Krankengeschichten einer kinderneurologischen Ambulanz hervor [2]. Häufigste Ursachen waren Zerebralparese, periphere Neuropathie, hereditäre spastische Paraparese, erstaunlicherweise auch Störungen aus dem Autismus- und dem Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts- Spektrum.
Kommentar: Der Begriff ‚Spitzfuß’ sollte ausschließlich für eine pathologische, fixierte Fußfehlstellung verwendet werden. Er ist abzuklären, evtl. zu behandeln. Der ungleich viel häufigere Zehenspitzengang des Kleinkinds verschwindet spontan und bedarf nur des beruhigenden pädiatrischen Wortes.
Referenzen:
[1] Faulks S, Brown K, Birch JG (2017) Spectrum of diagnosis and disposition of patients referred to a pediagric orthopaedic center for a diagnosis of intoeing. J Pediatr Orthop 37: e432-e434.
[2] Haynes K, Wimberly RL, vanPelt JM et al. (2018) Toe walking: A neurological perspective after referral from pediatric orthopaedic surgeons. J Pediatr Orthop 38: 152-156.