04.2019
Autor Prof. J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz
Schläft ein 6 oder 12 Monate alter gesunder Säugling nachts weniger als etwa 6 Stunden ohne Unterbrechung, wird dies gelegentlich als Zeichen einer verzögerten Entwicklung gewertet und ein Schlaftraining empfohlen, etwa durch längeres Wachhalten oder eine späte Mahlzeit. Erhofft werden Entwicklungsförderung des Kindes und Entlastung der gestressten Mutter.
Zur Objektivierung dieser emotionalen Belastung willigten über 350 Schwangere in eine Messung ihres Gemütszustands mittels einer validierten Depressionsskala ein. Der erste Test erfolgte im letzten Schwangerschaftsdrittel, die folgenden im Alter von 6, 12 und 36 Monate ihres Kindes [1]. Zu den letztgenannten Terminen wurde der Entwicklungsstand der Kinder nach Bailey geprüft und in Beziehung zu Schlafprotokollen gesetzt.
Ergebnis: Im Alter von 6 Monaten schliefen nur 62% der Säuglinge mehr als 6 Stunden an einem Stück. Im Alter von 12 Monaten waren es 72%. Statistisch fand sich kein Zusammenhang zwischen Schlafverhalten, psychomotorischer Entwicklung der Kinder und Gemütszustand der Mütter. Gestillte Säuglinge wachten allerdings signifikant (p<0,0001) häufiger auf als nicht gestillte, Knaben im Durchschnitt etwas häufiger als Mädchen.
Kommentar: Anders als bei älteren Kindern und Jugendlichen [2] scheint Schlafinsuffizienz die physische und mentale Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern nicht zu beeinträchtigen. Da auch die Mütter dieser Untersuchungsgruppe offenbar nicht sonderlich gestresst waren, sollte man sich um den Schlaf von Säugling und Kleinkind keine Sorgen machen.
Referenzen:
[1] Pennesri MH, Laganiere C, Bouvette-Turcot AA et al. (2018) Uninterrupted infant sleep, development, andmaternal mood. Pediatrics 142/6/e20174330.
[2] Chaput JP, Gray CE,Poitras VJ et al. (2016) Systematic review of the relationships between sleep duration and health indicators in school-aged children and youth, Appl Physiol Nutr Metab 41(6
suppl: 266-282).