06.2016
Autor Prof. E. Harms, Universitäts-Kinderklinik Münster
Es ist nicht neu, aber leider muss immer wieder auf die Gefahr einer Salmonellen-Infektion durch Reptilien hingewiesen werden. In den USA wurde schon 1975 der Verkauf von kleinen Schildkröten wegen der damit verbundenen Infektionsgefahr durch Salmonellen verboten.
Nun weisen Autoren aus mehreren US-Bundesstaaten in einem gemeinsamen Artikel erneut auf dieses Problem hin, indem sie über die Einzelheiten von acht Ausbrüchen von Schildkröten-assoziierten Salmonellosen in den Jahren 2011 und 2012 berichten [1]. Insgesamt 473 Patienten in 41 Bundesstaaten waren davon betroffen. Überwiegend betraf es Kleinkinder zwischen 2 und 6 Jahren, vorwiegend Mädchen. In durchschnittlich 68 % der Fälle war ein Kontakt zu Schildkröten nachweisbar, dabei handelte es sich zu 88 % um Schildkröten von maximal 4 cm Länge. Zu über 90 % wurden die Schildkröten zu Hause oder bei Freunden gehalten. Bei 28 % der Infizierten wurde eine Krankenhausbehandlung erforderlich. Nachdem im Bundesstaat Florida die Salmonellen-Ausbrüche exakt zu einzelnen Schildkrötenfarmen zurückverfolgt werden konnten, stoppten die Tierhandlungen in Florida freiwillig den Verkauf kleiner Schildkröten.
Kommentar: Auch in Deutschland ist das Problem seit längerem bekannt. So hat das Robert-Koch-Institut schon 2008 und erneut 2013 in epidemiologischen Bulletins auf diese Gefahr hingewiesen. Und auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. hat sich 2011 eindeutig geäußert. Trotz allem ist auch in Deutschland eine Zunahme entsprechender Infektionsfälle festzustellen.
Deswegen kann der Rat nur lauten: Reptilien welcher Art auch immer – Schildkröten, Bartagamen, Schlangen usw. – gehören nicht in Kinderhand, sondern in den Zoo! Und bei Salmonellosen sollte immer nach einem möglichen Kontakt zu Reptilien gefragt werden.
Referenz:
[1] Walters MS, Simmons L, Anderson TA et al. (2016) Outbreaks of Salmonellosis From Small Turtles. Pediatrics 137: 1-9.