08.2020
Autor Prof. E. Harms, Universitäts-Kinderklinik Münster
Ab welchem Blutzuckerwert ist eine Hypoglykämie bei Neugeborenen behandlungsbedürftig? Die Diskussion über dieses Thema zieht sich über Jahrzehnte hin. Eine holländische Arbeitsgruppe hat nun versucht, den Gordischen Knoten zu durchschlagen [1]. In einer umfangreichen randomisierten Multicenter-Studie wurde untersucht, ob ein niedrigerer Grenzwert von < 36 mg% (= 2.0 mmol/l) dem bisher dort praktizierten Grenzwert von < 47 mg% (= 2.6 mmol/l) unterlegen ist. Gemessen wurde dies an der psychomotorischen Entwicklung der Kinder mit 18 Monaten (Bayley III). In die Studie eingeschlossen waren 689 gesunde Neugeborene (≥ 35 SSW) aus 4 Risikogruppen für eine neonatale Hypoglykämie: vor Termin Geborene 35 – 37 SSW, Mangelgeborene (< 10. PC), hypertrophe makrosome Neugeborene (> 90. PC) und Neugeborene diabetischer Mütter. Je nach Randomisierung wurde bei Unterschreiten des Blutzuckerwerts von 47 bzw. 36 mg/dl die Kohlenhydratzufuhr gesteigert bis zur Stabilisierung. Im Alter von 18 Monaten wurde der motorische und kognitive Entwicklungsstand mit dem Bayley-III-Test beurteilt. Insgesamt und auch in den einzelnen Risikogruppen fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen der 47er und 36er Gruppe.