08.2020
Autorin Sandra Rühle, M.Sc. Ernährungswissenschaften
Der intestinalen Mikrobiota wird im Zusammenhang mit Koliken und exzessivem Schreien eine immer bedeutendere Rolle zugeschrieben. Dabei sind vor allem nach der Geburt die Erstkolonialisierer wichtig für die Entwicklung einer ausgeprägten Darmbarriere und die Modulation lokaler und systemischer Immunreaktionen. Studien konnten zeigen, dass bereits das Mekonium ein vielfältiges Mikrobiom enthält und die Kolonisierung des Säuglingsdarms im Uterus beginnt [1].
Studiendesign:
In einer prospektiven, bevölkerungsbasierten Kohortenstudie mit 212 konsekutiven Neugeborenen, wurde das Mekonium gesammelt, dessen Mikrobiom analysiert und getestet, ob es mit einer nachfolgenden infantilen Kolik assoziiert ist. Nach einem Jahr wurden weitere Stuhlproben der Probanden gesammelt (n = 96), um zu analysieren, ob deren Assoziation mit Koliken auch im Alter von einem Jahr noch besteht.
Ergebnis:
Säuglinge, bei welchen man infantile Koliken diagnostizierte (n = 19) zeigten ein anderes Darmmikrobiom des Mekoniums als Säuglinge, die an keinen Beschwerden litten (n = 139): Die Kolik-Säuglinge wiesen eine geringere relative Häufigkeit des Phylum Firmicutes (27 % vs. 46 %, p = 0,008) und Lactobacillus (0,54 % vs. 4,6 %, P = 0,04) im Mekonium auf. Dieser Unterschied war zum Zeitpunkt des 1-Jahres-Follow-Ups nicht mehr messbar.
Nach einer Random Forest Klassifikation prognostizierte das Mikrobiom des erstens Stuhls spätere Koliken mit einer Area under the curve (AUC) von 0,66 (SD 0,04) im Vergleich zur zufälligen Wahrscheinlichkeit (p < 0,001). Die OTU (operative taxonomische Einheit) und der Shannon-Index zur Beurteilung der bakteriellen Diversität zeigten keine Unterschiede zwischen den Säuglingen mit oder ohne Koliken.