09.2023
Autor Professor J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz
Kann sich eine Pyelonephritis auf dem Boden einer chronischen funktionellen Obstipation entwickeln?
Zur Überprüfung dieser Hypothese wurden retrospektiv die Krankengeschichten von 105 Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 18 Jahren (Medianalter 11 Jahre) mit einer ersten Pyelonephritis analysiert und in Beziehung gesetzt zur Darmfunktion der Probanden [1]. Andere Ursachen einer akuten Pyelonephritis waren ausgeschlossen worden, insbesondere sonographisch ermittelte Anomalien von Nieren und Harnwegen und ebenso neurogene Blasen. Die Diagnose selbst wurde gestützt durch den Nachweis pathogener Keime (95 % E.coli) bei den Patienten (93 % Mädchen). Die Diagnose der Obstipation entsprach den Kriterien nach ROM IV, d. h. es wurde zwischen Windel- und bereits sauberen Kindern unterschieden [2]. 49 der 103 Kinder (47 %) hatten eine funktionelle Obstipation. Dieser Wert liegt weit oberhalb der Häufigkeit der funktionellen Obstipation bei Kleinkindern in der Allgemeinbevölkerung, die zwischen 5 % und 27 % schwankt [2]. Bei 43 Patienten (41 %) rezidivierte die Pyelonephritis innerhalb von vier Monaten. 27 von ihnen (63 %) hatten eine funktionelle Obstipation.