09.2023
Autor Dr. Jürgen Hower, Pädiater aus Mühlheim a.d. Ruhr
Kinderärzte und Eltern kennen das Problem funktioneller Magen-Darm-Störungen (FGID – functional gastrointestinal disorders), die mit Nabelkoliken, Reflux (Regurgitationen), Verstopfungen oder Diarrhöen im Säuglings- und im Kleinkindalter verbunden sind. Die Symptome werden über transitorische oder chronische Beschwerden definiert, denen keine erkennbare organische Ursache zugeordnet werden kann. Sie können Eltern und Kindern den Schlaf rauben. Trotzdem liegen für die Häufigkeit der Beschwerden bisher nur wenige Daten vor. Deshalb haben die Autoren jetzt die Prävalenz funktioneller gastrointestinaler Störungen bei Säuglingen und Kleinkindern in einer multizentrischen Querschnittsstudie untersucht, die in Belgien, Italien und den Niederlanden durchgeführt wurde.
Studiendesign: In die Studie wurden Kinder im Alter von 0 bis 48 Monaten aufgenommen, die zur routinemäßigen Nachuntersuchung entweder einen Allgemeinpädiater (Belgien, Italien) oder eine Klinik für gesunde Säuglinge (Niederlande) aufsuchten. Für Säuglinge im Alter von 0 bis 12 Monaten und für Kleinkinder im Alter von 13 bis 48 Monaten wurden getrennte Fragebögen entwickelt, mit denen die klinische Vorgeschichte, die Symptome und die soziodemografischen Informationen zur Familie sowie die Belastung durch außergewöhnliche negative Lebensereignisse erfasst wurden. Die FGID wurden nach den Rom-IV-Kriterien definiert.
Ergebnisse: Die Daten von insgesamt 2751 Säuglingen und Kleinkindern konnten ausgewertet werden. Die Prävalenz für FGID betrug bei Säuglingen 24,7 % und bei Kleinkindern 11,3 %. Die häufigsten vorkommenden Störungen waren bei Säuglingen ein Reflux (13,8 %) und bei Kleinkindern eine funktionelle Verstopfung (9,6 %). Multivariable Regressionsanalysen zeigten, dass jüngeres Alter (P = 0,030) und die Fütterung mit einer Formula-Milch (P = 0,045) bei Säuglingen mit einer höheren Prävalenz von FGID assoziiert waren. In Italien war bei Kleinkindern im Alter von 13 bis 48 Monaten die Prävalenz für FGID höher und auch mit einer signifikant höheren Prävalenz für häusliche Gewalt verbunden.