04.2022
Autor Professor J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz

Bauchschmerzen oder unspezifische gastrointestinale Beschwerden des Kleinkindes erfordern zunächst den Ausschluss ernsterer Ursachen wie Kardiainsuffizienz, intestinale Entzündung oder Nahrungsmittelunverträglichkeit.
Sind sie ausgeschlossen, wird man die Eltern überzeugen müssen, dass die Bauchschmerzen keine organische Ursache haben und im Lauf der Jahre spontan verschwinden. Um den Zeitrahmen hierfür zu präzisieren, untersuchten drei finnische Kinderärztinnen das Befinden einer ausgewählten Gruppe von 175 Schulkindern 5 bis 10 Jahre nach chronisch-rezidivierenden Bauchschmerzen und Verdacht auf Kardiainsuffizienz [1]. Diese war gastroösophagoskopisch ausgeschlossen worden.
Für die retrospektive Untersuchung standen die Daten der erstbehandelnden Universitätsklinik sowie der nationalen Patienten- und Rezeptregister zur Verfügung.

Die Auswertung der Krankenblätter ergab, dass 8 Kinder (4 %) immer wieder wegen persistierender gastrointestinaler Funktionsstörungen behandelt werden mussten, 7 von ihnen mit einer neurologisch bedingten Reflux-Prädisposition (z.B. bei Cerebralparese).

Die Familien der Kinder, die Klinik und Ambulanz nicht mehr wegen gastroenteraler Beschwerden in Anspruch nehmen mussten, erhielten validierte Fragebogen zum Gesundheitszustand und zur Lebensqualität der Kinder. Knapp ein Drittel der angeschriebenen Familien beantwortete die Fragen.
Etwa die Hälfte von ihnen, also ein Sechstel der Ausgangspopulation, klagte über fortbestehende gastrointestinale Beschwerden ihrer Kinder. Diese Beschwerden, so zeigte die Analyse der Antworten zur Auswirkung der Beschwerden auf den Tagesablauf, beeinträchtigten die Lebensqualität jedoch nicht.
Diätetische Maßnahmen wie gluten-, laktose- oder milchfreie Ernährung hatten 21 Familien ergriffen, ohne entsprechende medizinische Nachweise der Überempfindlichkeit. Jedenfalls fanden sich weder in Krankenarchiven noch in den nationalen Registern Einträge über entsprechende Untersuchungen oder Verordnungen.