08.2021
Autor Professor J. Spranger, Universitäts-Kinderklinik Mainz
Akute Infektionen der oberen Luftwege – Erkältungen, grippale Infekte – sind meist viral bedingt, werden aber aufgrund ihrer Akuität und zur Verhütung bakterieller Superinfektionen oft antibiotisch behandelt. Ein Kompromiss zwischen sofortiger und keiner Antibiose ist die verzögerte Antibiose, d.h. die Verabreichung eines Antibiotikums, wenn sich Zustand, Befinden, Fieber des Kindes in einer gegebenen Frist nicht bessern.
In einer prospektiven Studie wurden 435 ambulant behandelte Kinder mit akuten Luftwegs-infektionen in drei gleich große Gruppen randomisiert:
1. sofort ein Antibiotikum,
2. kein Antibiotikum,
3. verzögert Antibiotikum [1].
In Gruppe 3 sollten die Eltern das Antibiotikum verabreichen, wenn das Kind nach einem Tag Fieber > 39° C oder nach 2 Tagen noch Temperaturen > 38°C hatte, sowie bei fortbestehender Symptomatik nach 4 Tagen (bei Otitis), 7 Tagen (bei Pharyngitis), 15 Tagen (bei Rhinosinusitis) oder 20 Tagen (bei Bronchitis). Die jeweiligen Wartezeiten war den Eltern eingehend aus den Spontanverläufen erklärt worden.
Ergebnisse: Der Vergleich der 3 Gruppen zeigte, dass die Infektionen gleich lang und gleich schwer verliefen. Lediglich Fieber und subjektive Befindlichkeit besserten sich bei sofortiger Gabe von Antibiotika (Gruppe 1) etwas rascher. Generell hatten antibiotisch behandelte Kinder häufiger gastrointestinale Beschwerden als Kinder, die ihren Luftwegsinfekt ohne Antibiotikum überstanden.