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Gute Fixierung – bessere Haltbarkeit

09.2024
Autor Dr. Martin Claßen, Bremen

Zu den besonderen Herausforderungen in der frühen Phase der Facharztausbildung, aber auch später im Berufsleben von Pädiater*innen gehört die Anlage peripherer Venenzugänge. Besonders herausfordernd sind dabei Säuglinge und Kleinkinder, bei denen zudem die Haltbarkeit der mühsam gelegten Kanülen durch Unruhe wiederum verkürzt ist. Wie man die Haltbarkeit der Zugänge verbessern kann, wurde in zwei australischen Kinderkliniken prospektiv an 383 Kindern mit einem medianen Alter von 36 Monaten untersucht. Dazu wurde in drei Gruppen randomisiert: Die erste (134 Kinder) wurde wie bisher nur mit einem transparenten Pflaster, die zweite (118 Kinder) mit einem speziellen Fixierungspflaster für periphere Verweilkanülen versorgt. In der dritten Gruppe (131 Kinder) wurde der Zugang neben einem Pflaster noch durch einen speziellen Acrylat-Gewebekleber fixiert.
Das Versagen der Verweilkanülen war am seltensten in der dritten Gruppe mit dem Kleber (15 Kinder  [12 %]; adjusted hazard ratio [aHR], 0.47; 95 % CI, 0.26-0.84), verglichen mit Gruppe 2 (24 Kinder  [21 %]; aHR, 0.78; 95 % CI, 0.47-1.28), während bei der Gruppe 1 mit der konventionellen Methode 43 (34 %) Zugänge verloren gingen. Als Kosten wurden kalkuliert 312 australische Dollar (A$) für Gruppe 3, 303 A$ für Gruppe 2 und 341 A$ für die Standardversorgung.

Kommentar: Mit Mühe und unter Schmerzen der Kinder gelegte Venenzugänge, die dann rasch herausrutschen oder sich entzünden, erzeugen Stress auf allen Seiten – bei den Kindern und Eltern sowie den Pflegenden und Ärzt*innen. Insofern sollten alle Anstrengungen unternommen werden, die Haltbarkeit der Kanülen zu verlängern. Der jetzt erprobte Gewebekleber hat mindestens zur Halbierung der Katheterversagensrate gegenüber der konventionellen Methode geführt, wahrscheinlich sowohl durch die Fixierung als auch den antibakteriellen Effekt bedingt. Interessant sind die Berechnungen der Kosten, die pro Zugang mehrere Hundert australische Dollar betragen und bei dem einfachen (billigen) Pflastersystem durch den Aufwand bei der häufiger notwendigen Neuanlage am höchsten liegt. Die Studie zeigt, dass sich Pädiater*innen auch um die „Kleinigkeiten“ kümmern sollten, um ihren Patient*innen unnötige Belastungen zu ersparen. Bleibt zu hoffen, dass Klinikverwaltungen sich auf dieses im Einkauf teurere System einlassen.

Referenzen:
Charters B, Foster K, Lawton B, Lee L, Byrnes J, Mihala G, Cassidy C, Schults J, Kleidon TM, McCaffery R, Van K, Funk V, Ullman A. Novel Peripheral Intravenous Catheter Securement for Children and Catheter Failure Reduction: A Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatr. 2024 May 1;178(5):437-445. doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.0167.