08.2020
Dr. oec. troph. Stephanie Ruf, Ernährungswissenschaftlerin
Die Entstehung der Adipositas wird bekanntermaßen durch die Genetik, den Lebensstil und durch Umweltfaktoren beeinflusst. Übergewicht erhöht das Risiko für weitere nicht übertragbare Krankheiten wie etwa Herzerkrankungen oder Typ-2-Diabetes.
Das Canadian Institute for Advanced Research (CIFAR) stellt die These, dass Adipositas nicht übertragbar sei, auf den Prüfstand. In einer in „Science“ veröffentlichten Studie wird das menschliche Mikrobiom als Überträger diskutiert.
Das Mikrobiom beeinflusst die Gesundheit
Das Mikrobiom umfasst die Bakterien, Viren und Pilze des Darms, Mund-Rachenraums, der Nase, des Urogenitaltraktes sowie der Haut und steht in Verbindung mit unserem Stoffwechselsystem. Welcher Einfluss vom Mikrobiom ausgeht, wird seit Jahren im „Human Microbiome Project (HMP)“ erforscht. Die Zusammensetzung variiert von Mensch zu Mensch. Bereits die Geburt beeinflusst die Gesundheit des Mikrobioms entscheidend, indem die Mutter bei einer vaginalen Geburt ein individuelles Keimspektrum überträgt. Sectio-Kinder hingegen weisen eine andere Zusammensetzung auf.
Kann das Mikrobiom Adipositas übertragen?
Was tatsächlich eine Ursache oder letztlich nur ein Symptom ist, steht zur Debatte.
Derzeit ist bekannt:
1) Bei vielen Krankheiten wie Adipositas oder Typ-2-Diabetes ist das Mikrobiom des Menschen, verglichen mit dem Gesunden, verändert.
2) Laborversuche zeigen, dass Veränderungen im Mikrobiom zu Krankheiten führen. So wurde keimfreien Mäusen das Darmmikrobiom von Menschen übertragen und sie bekamen deren Erkrankungen. Das Gleiche zeigte sich bei Übergewicht:
Ein gesundes, schlankes Tier wurde durch den Mikrobiom-Transfer einer dicken Maus oder auch eines adipösen Menschen ebenfalls übergewichtig.
3) Studienergebnisse geben Hinweise, dass sich das Mikrobiom von Lebewesen in einem gemeinsamen Lebensraum angleicht.