Können Bio-Lebensmittel die individuelle Belastung mit Pestiziden verringern?
12.2020
Amelie Bieringer, M.Sc. Nutrition and Biomedicine

Hintergrund
In der Vergangenheit konnte bereits in mehreren Studien gezeigt werden, dass die Ernährung zu einem großen Teil zur Gesamtpestizidbelastung beiträgt1,2. Eine Belastung mit Pestiziden ist mit unterschiedlichen negativen Gesundheitsrisiken assoziiert, wie beispielsweise einem geringen IQ3 , einer Zunahme an Verhaltens- und Aufmerksamkeitsproblemen bei Kindern4, Asthma5, Krebs6 oder auch Einflüssen auf das Körpergewicht sowie Störungen des Stoffwechsels7. Im Vergleich zu Lebensmitteln aus der konventionellen Landwirtschaft sind Bio-Lebensmittel nachweislich mit weniger Pestiziden belastet8.
In einer Studie von Hyland et al. (2019) wurde nun untersucht, ob die Belastung mit Pestiziden durch eine Umstellung der Ernährung von konventionell hergestellten Lebensmitteln auf organisch hergestellte Lebensmittel reduziert werden kann9.
Studiendesign
An der Studie nahmen 4 Familien (Kinder ab einem Alter von 3 Jahren und Erwachsene) in den USA teil, welche normalerweise konventionell hergestellte Lebensmittel aßen. Insgesamt dauerte die Teilnahme der Familien an der Studie 12 Tage. In den ersten 6 Tagen behielten die Familien ihre gewohnte konventionelle Ernährung bei. In den folgenden sechs Tagen ernährten sich die Familien ausschließlich von Bio-Lebensmitteln. Es wurden täglich Urinproben gesammelt, welche anschließend auf 18 verschiedene Pestizidmetabolite und deren Ausgangsstrukturen untersucht wurden. Die Rückstände der Pestizide im Urin der Familien wurden vor und nach Ernährungsumstellung verglichen. Insgesamt wurden Urinproben von 16 Probanden analysiert, was eine Gesamtanzahl von 158 Urinproben ergab.
Ergebnis
Der Verzehr von Bio-Lebensmitteln war signifikant mit einer Reduktion der Exkretion der untersuchten Pestizid-Metaboliten und deren Ausgangsstrukturen assoziiert. Dies zeigt, dass durch eine Ernährung mit Bio-Lebensmitteln die Belastung von Kindern und Erwachsenen mit Pestiziden reduziert werden konnte.
Referenzen
1 Curl, C.L., et al., 2015. Estimating pesticide exposure from dietary intake and organic food choices: the Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis (MESA). Environ. Health Perspect. 123, 475–483.
2 Riederer, A.M., et al., 2008. Diet and nondiet predictors of urinary 3-phenoxybenzoic acid in NHANES 1999–2002. Environ. Health Perspect. 116, 1015–1022.
3 Grunier et al, 2017. Prenatal Residential Proximity to Agricultural Pesticide Use and IQ in 7-Year-Old Children. Environ. Health Perspect 125, 5.
4 Butler-Dawso, J., et al, 2016. Organophosphorus pesticide exposure and neurobehavioral performance in Latino children living in an orchard community. Neurotoxicology 53, 165-172.
5 Raanan, R., et al. 2015. Early-life Exposure to Organophosphate Pesticides and Pediatric Respiratory Symptoms in the CHAMACOS Cohort. Environ. Health Perspect. 123,2.
6 Baudry J., et al. 2018 Association of frequency of organic food consumption with cancer risk findings from the NutriNet-Santé Prospective Cohort Study. Jama Internal Medicine.
7 Debost-Legrand, A., et al. 2016. Prenatal exposure to persistent organic pollutants and organophosphate pesticides, and markers of glucose metabolism at birth. Environ. Research.146.
8 Baransky, M., et al.: Higher antioxidant and lower cadmium concentrations and lower incidence of pesticide residues in organically grown crops: a systematic literature review and meta-analyses. BJN, 2014.
9 Hyland et al. 2019. Organic diet intervention significantly reduces urinary pesticide levels in U.S. children and adults. Environ. Research. 171. 568-575.